Frauen in der Politik? Mann oh Mann

Kommen mit den FPÖ-Plänen für Familien demnächst überkommene Rollenbilder zurück?
Ich gehe an dieser Stelle gern eine Wette ein: Für diesen Leitartikel werde ich wütende Mails bekommen. Die meisten von Männern. Nicht wegen des Inhalts, sondern wegen meines Geschlechts. Es ist ein Reflex: Auch wenn ich Texte über die Ukraine oder über deutsche Innenpolitik schreibe, heißt es: Sie können keine Ahnung haben, Sie sind eine Frau.
Frauen werden anders bewertet als Männer – in allen Bereichen der Gesellschaft, aber in der Politik besonders. Angela Merkel hat die FAZ einst die „Anmut eines Küchenschranks“ bescheinigt und ihr allen Ernstes zu wenig Weiblichkeit vorgeworfen. Margaret Thatcher wurde von einem Parteikollegen einmal als „der einzige Mann im Kabinett“ bezeichnet – lassen Sie das kurz sickern. Und mitten im Falklandkrieg fragte die britische Presse: „Können Frauen überhaupt Krieg führen?“
Das ist lange her. In den letzten Jahren mag sich die öffentliche Debatte gedreht haben, doch geändert hat sich in Wahrheit wenig: Für Frauen gelten noch immer andere Maßstäbe. Zu viel Ausschnitt? Unprofessionell. Zu männlich gekleidet? Unweiblich. Politik ist für Frauen nach wie vor ein Raum, in dem man nicht stolpern darf – denn es wartet kein Netzwerk, das einen auffängt.
Gleichzeitig ist das fröhliche „Zurück an den Herd“-Schieben wieder salonfähig geworden. Wenn Herbert Kickl den „lieben Frauen“ dankt, die „den Haushalt managen, die täglichen Mahlzeiten organisieren und den Männern zu Hause den Rücken freihalten“, wird er nicht mehr kritisiert. Er wird bejubelt. Und wenn Donald Trump, der größte aller Alphamänner, „Grab ’em by the pussy“ sagt, gilt das unter seinen Fans nicht mehr als Skandal, sondern als Handlungsanweisung.
Dieser Rückschritt – dafür werden mich vielleicht doch ein paar Frauen beschimpfen – hat auch mit einem falsch verstanden Feminismus der letzten Jahre zu tun. Sinnlose Kulturkampf-Debatten über Gendersterne und Unisexklos haben die eigentlichen Machtfragen überdeckt. Die strukturelle Schieflage ist auch 50 Jahre nach der Frauenbewegung und 30 Jahre nach Johanna Dohnal noch riesig geblieben.
Jetzt aber schwingt das Pendel massiv in die andere Richtung, und der Backlash wirkt: Fortschritte werden da gleich mitabgeräumt. Wer heute Quoten oder gleiches Geld fordert, gilt wieder als „hysterisch“. Es zählt nur „die Qualifikation“, sagen die, die genau wissen, dass Chancengleichheit nie existiert hat. Frauen, so die Botschaft, sind einfach selbst schuld.
Das ist nicht nur falsch. Es ist politisch wirksam. Und brandgefährlich. Margaret Thatcher sagte einmal: „Manche Schlachten muss man mehr als einmal schlagen, um sie zu gewinnen.“
Vielleicht ist jetzt genau dieser Moment.
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