Die USA unter Trump: Das Gegenteil von „great again“

Illustration shows 3D printed miniature model of U.S. President Donald Trump, Israel and Iran flags
Ein Iran mit Atomwaffen ist ein Schreckensszenario. Aber um das zu verhindern, bräuchte es einen Politiker anstelle eines Gamblers.
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Angetreten war Donald Trump mit dem Versprechen, Amerika wieder groß zu machen – hat bisher wirtschaftlich, menschenrechtlich und im Bereich der Justiz gar nicht funktioniert. Aber auch mit dem Satz, den Krieg in der Ukraine binnen 24 Stunden beenden zu können. So ein Unsinn!

Keine Rede von einem Frieden in der Ukraine, kein Anzeichen für ein Ende des Gazakrieges. Und der vor genau einer Woche von Israel begonnene Krieg gegen den Iran ist weit über die betroffenen Länder hinaus hochexplosiv für die ganze Welt. Im Gegensatz zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hätte Trump auf den israelischen Krieg allerdings theoretisch Einfluss und könnte ihn Richtung Diplomatie umleiten. Man hat jedoch nicht den Eindruck, dass er auch nur im geringsten daran interessiert ist.

Seit Beginn der israelischen Attacken auf Teheran samt geradezu logischer Gegenschläge wird darüber diskutiert, wann Amerika in den Krieg eintreten werde. Die Wahrheit ist: Die USA sind längst mitten drinnen. Ein großer Teil der israelischen Waffen stammt aus Amerika, selbstverständlich greift Israel auf Satellitentechnologie aus den USA zurück, ohne die Hilfe der Schutzmacht Amerika wäre Israel nicht in der Lage, diesen Krieg zu führen.

Die USA haben vielleicht nicht offiziell zugestimmt, sich aber auch nicht mit dem nötigen Nachdruck gewehrt. Ohne die zähneknirschende Duldung der USA könnte Israel sowohl im Gaza-Streifen, als auch nun im Iran nicht so agieren.

Israel führt den jahrzehntelangen Partner USA zur Zeit richtig vor. Möglicherweise bemerkt Trump gar nicht, wie sehr ihm Benjamin Netanjahu auf der Nase herumtanzt. Trump gibt den starken Präsidenten, in Wahrheit ist er wegen seiner erratischen Politik sehr schwach. Das nützen Putin und Netanjahu aus, ebenso wie das Mullah-Regime. Die Welt schaut derzeit so aus, weil sich Trump nicht um klassische Politik kümmert.

Immerhin dürfte er nicht als Kriegs-Präsident in die Geschichte eingehen wollen. Er scheint zu wissen, dass die USA in Asien und im Nahen Osten bisher nur bedingt erfolgreich waren und Chaos hinterlassen haben. Auch viele seiner Anhänger sind dagegen. Ein Eingreifen wäre ein Verzweiflungsakt. Andererseits ist der Iran für Trump ein derartiges Feindbild, dass er ihn am liebsten zerstören würde. In dieser Doppelmühle ist er gefangen, in diese hat ihn Netanjahu gebracht. Wobei Krieg in Trumps Logik per se nicht übel ist – man kann Geld machen und muss danach Immobilien bauen. Die Welt ist für ihn ein Casino inklusive russischem Roulette, Menschenleben zählen nichts.

Kein vernünftiges Land wünscht sich einen Iran mit Atomwaffen, das muss verhindert werden. Aber mit Zukunftsplänen, nicht mit Feuerspucken.

Kommentare