Nun kann man die Schwarmunintelligenz des sozialen Netzes oft getrost beiseiteschieben. Und man kann die, die medial flügelschlagen über das Flügelschlagen im Netz, als Erfüllungsgehilfen der Idiotie geißeln.
Aber in diesem Fall ist das anders. Der Brief ist nicht zufällig einen Monat nach dem Massenmord der Hamas an Israelis aus der Versenkung geholt und im Netz geteilt worden. Tiktok und andere Kanäle im World Wide Web werden von geschickten Ideologen und von den Masterminds hinter den Verbrechen der antiisraelischen Milizen gezielt zu ganz offener, aber auch subtiler Propaganda verwendet/missbraucht. Die Täter-Opfer-Umkehr-Maschinerie trifft dort auf empfängliche Adressaten der muslimischen Community; und auf eine zum Teil von wenig historischer Allgemeinbildung gestreifte Generation Z, die gelernt hat, ihr Wissen aus dem Netz zu beziehen. Osama bin Laden? Aha, interessanter Typ! Diese Generation entdeckt gerade, wie ein Migrationsforscher schrieb, den Islamisten Bin Laden als „wegweisenden postkolonialen Theoretiker“.
Fake News und Desinformation im Netz sind nicht neu. Propaganda wird gerne allen Seiten unterstellt, gerade dieser Tage in Nahost. Aber diese dreist-dumme Faktenumkehr muss Angst machen in der ohnehin aus dem Ruder laufenden Stimmung, die gegen Israel und den Westen mobil macht, gesteuert von einem radikal-muslimischen Kern, begleitet von systemkritikbereiten Claqueuren in aller Welt. Wenn die Netz-Propaganda das multipliziert, welche Aufklärung hilft dagegen noch? Die der klassischen Medien, die gerade von anderer Seite diskreditiert werden? Putin zahlt einen Journalisten, der als Putin-Auskenner herumgereicht wurde, und lacht sich eins, nicht weil er der Böse ist, sondern weil die TV-Stationen und Zeitungen den Schwarzen Peter haben.
Ja, man muss diese Phänomene verstehen. Die verdrehten Fakten zumindest durchschauen. Sonst wird die Welt ganz schnell eine verdrehte, eine andere, als wir wollen.
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