Obwohl die zu erwartende Lebenszeit eines 60-Jährigen um sieben Jahre höher ist als 1970, gehen Herr und Frau Österreicher immer noch im selben Alter in Pension wie vor 50 Jahren. Männer im Durchschnitt mit 61,9 Jahren, Frauen mit 60,4. Immer mehr Pensionisten müssen also „erhalten“ werden. Und wo die Beiträge der Aktiven nicht reichen, darf der Steuerzahler den „Rest“ zuschießen. Der Zuschuss steigt von heuer 26,1 Milliarden auf 37,9 Milliarden Euro im Jahr 2027.
Nicht, dass das nicht längst bekannt wäre oder seit vielen Jahren debattiert würde. Nur geschehen ist wenig. Seit 2000 gab es genau zwei Pensionsreformen, eine unter Wolfgang Schüssel und eine von Rudolf Hundstorfer.
Am Gesamtproblem hat sich nichts geändert.
Warum niemand etwas tut? Weil es politischer Selbstmord einer jeden Partei wäre, sich nach Corona, Inflation, Krieg, Klimakollaps und allen anderen Krisen hinzustellen und ein höheres gesetzliches Pensionsantrittsalter zu fordern – oder gar von heute auf morgen zu verordnen.
Daher wäre es logisch, den sanften Weg zu gehen und starke Anreize zu schaffen, damit wenigstens das faktische Pensionsantrittsalter steigt. Im besten Fall gelingt so eine Win-Win-Win-Situation für Staat, Betriebe und Beschäftigte. Man muss das Problem nur endlich angehen.
Das könnten für Beschäftigte höhere Zuschläge zur Pension für jedes weitere Arbeitsjahr sein. Die heutigen 4,2 Prozent ab 65 sind offenbar noch zu wenig. Auch Geld für die Gesundheitsvorsorge ist gut investiert. Für die Arbeitgeber müsste es sich lohnen, die älteren, meist teureren Mitarbeiter länger zu beschäftigen, statt sie ehestmöglich in die Pension zu schicken. Eine Idee ist, solche Beschäftigungsverhältnisse bis zur Pension aus AMS-Mitteln zu fördern und die Mitarbeiter mit einer Art Kündigungsschutz abzusichern. Oder man senkt die Lohnnebenkosten für Ältere deutlicher. Auch das wurde schon vorgeschlagen.
Klar ist, für die Volkswirtschaft wäre ein höheres Antrittsalter ein großer Gewinn: in Form geringerer Pensionszuschüsse des Staates und mehr Wertschöpfung in den Firmen, die unter dem Fachkräftemangel leiden. Und den Beschäftigten winkt eine deutlich höhere Pension, wie eine Wifo-Studie zeigt (siehe Seite 10). Der springende Punkt ist aber, alle müssten mitspielen. Das wäre ein lohnendes Projekt für die Sozialpartner. Und allemal besser als streiten und streiken.
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