Nicht genügend, wiederholen

Ferien! Die Zeugnisse sind verteilt, jedenfalls im Osten. Jetzt werden die Schulrucksäcke ausgekippt – um Gottes Willen, wie lange rottet denn das schon da drinnen? Ist das tierisch, menschlich oder pflanzlich? – und mit spitzen Fingern in die Waschmaschine gesteckt.

Die Zeugnisse werden gescannt und an Omas und Opas geschickt, auf dass auf diese Weise das Sommer-Taschengeld eine zarte Erhöhung erfahre. Oder in der untersten aller unteren Schubladen aus der Sicht gebracht, weil sie leider Ziffern über Vier enthalten.

Unser großes Mitgefühl gilt allen, die in den Ferien lernen müssen. Oder gleich das Schuljahr wiederholen. Wobei, hier spricht die Autorin aus eigener Erfahrung: Es kann von großem Vorteil sein, in anderer Gesellschaft und mit neuen Lehrern den Stoff erneut zu lernen. Und manchmal wird man davon tatsächlich eine bessere Schülerin mit viel mehr Freude am Lernen. Mir ging es damals so. Ist aber schon lange her.

Das Resümee zu diesem Schulschluss wie zu allen Schulschlüssen: Das Schulsystem braucht eine Reform. Gerade kürzlich habe ich mich mit andern Eltern unterhalten: Wir sind durchaus fassungslos, dass der Nachwuchs nach all den Jahrzehnten noch immer in die fast tupfgleiche Schule geht, in der wir damals schon waren.

Und dass er gleich ungern lernt, wie wir es taten: Weil die normale Schule es leider immer noch nicht schafft, in den Schülerinnen und Schülern Freude und Begeisterung für den Wissenserwerb auszulösen. Lernen ist meist noch immer eine Last.

Und das liegt nicht an den Lehrerinnen und Lehrer. Die allermeisten von ihnen tun im Rahmen des Möglichen, was sie können; sehr viele noch viel mehr. Das soll auch an dieser Stelle einmal anerkannt werden: Danke! Auch der Stichwahl wurde vom Verwaltungsgerichtshof ein Zeugnis ausgestellt: Nicht genügend, wiederholen. Auch da: keine Ferien. Aber den Schülerinnen und Schülern schönen Sommer erstmal.