Saftpressen
Sitzheizungen und Saftpressen haben nämlich eines gemeinsam; sie gelten gemeinhin als nicht sehr sensibel.
über den Bachmannpreis
Die Kombination aus Sommer und Fußball-WM bewirkt, dass das Restfernsehen sich auf den absolut notwendigen Erhalt der Vitalfunktionen zurückzieht. Heißt: Der Bildschirm bleibt nicht schwarz. Aber selbst im dunklen, dunklen Schatten des Sportgroßereignisses blüht manch ansehnliches Programmgewächs. RTL wiederholt gerade die hochkomische Ärzteserie „Doctor’s Diary“ und 3SAT zeigte zuletzt „Muriel’s Wedding“, einen Film zum Immerimmerwiedersehen.
Ob der Bachmannpreis auch dazugehört, zu den ansehnlichen Programmgewächsen also, ist die Frage. Einerseits hat die Literatenvernichtungsshow vom Wörthersee ihre gruseligen Momente. Wenn die Autoren stumm und wortlos dem Urteil der großen Jury lauschen müssen; völlig ausgeliefert; nicht einmal imstande, Irrtümer richtigzustellen oder Informationen zu ergänzen. Selbst der unbegabteste „Deutschland sucht den Superstar“ darf mit einem „Ey Mann, das find’ ich jetzt aber scheiße“ seine Würde öffentlich wiederherstellen.
Andererseits macht es Spaß, den Juroren beim Streiten zuzuschauen („... wenn Sie mich nicht ausreden lassen, gehe ich!“). Vielleicht sollten sie ihre Kritikfähigkeit lieber am nicht lebenden Objekt erproben, und Sinn und Unsinn von Sitzheizungen erörtern, oder von Saftpressen. Sitzheizungen und Saftpressen haben nämlich eines gemeinsam – und das ist in diesem Zusammenhang doch von Vorteil – ; sie gelten gemeinhin als nicht sehr sensibel.
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