Die Grenzen des Fracks
Es ist die Zeit im Jahr, in der wir Österreicher und Innen das Fernsehen am meisten lieben.
über Opernball und Ski-WM.
Kriegen Sie feuchte Handflächen, wenn Sie Ihr Fernsehgerät sehen? Träumen Sie nachts von ihm? Es ist die Zeit im Jahr, in der wir Österreicher und Innen das Fernsehen am meisten lieben. Bzw. den Anblick von Menschen, die vereiste Hänge hinunter rasen bzw. versuchen, auf einer überfüllten Tanzfläche die Würde zu bewahren bzw. ihre Würde bedenkenlos an der Garderobe des Congress Center Villach abgeben. Der Direktvergleich hat gezeigt, dass wir die Ski-WM noch eine Spur lieber haben als den Opernball. Wie sich der Villacher Fasching dazu verhielte, wüssten wir, wenn er unter der Rubrik "Skurriles Brauchtum" als Parallelprogramm zum Opernball auf ORF III verräumt würde.
Von all diesen Großveranstaltungen bleiben die kleinen Momente am besten in Erinnerung. Im Falle des Opernballs handelte es sich um jenen, in dem Mirjam Weichselbraun und Alfons Haider UHBP Heinz Fischer ein grellgrün verpacktes Teesackerl für seine kranke Frau überreichten. Herr Fischer nahm das Geschenk gewohnt leutselig entgegen ("Das ist noch unterhalb der erlaubten Geschenkannahmegrenze") und stieß dann an die Grenzen seines Fracks. Zuerst versuchte er es in seiner Brusttasche zu verstauen – zu klein. Dann in der Jackentasche – nicht vorhanden. Schließlich schob er es kurzerhand in die Hosentasche und entzog es damit den Augen der Zuschauer. Leider. Denn hätte es während der Opernball-Eröffnung aus der Brusttasche gelugt, aus dem kleinen Moment wäre zweifellos ein großer geworden.
Kommentare