Keine Träne für Twitter

Man hat schon viele Internetplattformen kollabieren sehen (ach, Myspace), aber keine so rasant abfackeln wie Twitter unter Elon Musk.
Sollte da wirklich nur ein Häufchen Asche übrig bleiben, kann man sich die Tränen getrost sparen: Twitter ist, so wie Facebook oder Telegram, ein Totalschaden für die offene Gesellschaft, der so tut, als wäre er ein Nutzen.
Auf Telegram sammelt sich der Narrensaum, auf Facebook die radikalisierte Mitte. Auf Twitter aber fanden sich die Meinungsführer – Politiker, Journalisten, Lobbyisten – zusammen. Und führten dort ein Theaterstück auf, das sie, leider, selbst glaubten: Dass es nämlich ein Fortschritt für die Meinungsfreiheit sei, wenn man sich auf einer US-Onlineplattform öffentlich beflegelt.
Insbesondere in Österreich eskalierte Twitter zum ideologischen Kleinkrieg; jede politische Seite fühlte sich von der jeweils anderen verfolgt, die Fronten verhärteten sich, anstatt sich zu lockern. Gerade auch die Medienbranche stellt sich allzu oft von einer besserwisserischen und unbelehrbaren Seite dar, die man sonst lieber als Vorurteil abtun würde.
Twitter hätte eine gute Plattform sein können (und ist sicherlich eine, von der man schwer loskommt). Aber es wurde ein Fiasko für die Demokratie – lange, bevor Musk übernahm.
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