Leider ist Österreich ein staatsverwöhntes Land. Sprich: Verdient jemand zu wenig, hat Probleme bei der Wohnungs-, Jobsuche oder anderswo, wird nach Kompensation durch den Staat gerufen. Nun muss die Politik natürlich manchmal (und in diesem Fall besonders) rettend eingreifen. Dennoch sollte das nicht dazu führen, dass sich niemand mehr Gedanken über erfolgreiche Innovationen macht.
Beispiel Kultur, die von Corona stark „infiziert“ ist. So manch wohlsubventionierter Theaterdirektor sang sein Wehklage-Lied (mit der einen oder anderen Strophe gegen die garstige türkis-grüne Regierung, deren erste – völlig unbeleckte – Kultur-Staatssekretärin damit zu Fall gebracht wurde). Andere haben einfach überlegt, getan, Vorsorge gegen das Ansteckungsrisiko getroffen – und waren erfolgreich. Und nein, das war nicht nur die coole Helga Rabl-Stadler, die stur auf „ihren“ Salzburger Festspielen bestand. Im Rückblick auf die Sommersaison muss man auch einigen anderen Theatermachern zu ihrem Mut und ihrer Qualität gratulieren. Um nur einige zu nennen, die sich nicht abschrecken ließen: die Sommerspiele Perchtoldsdorf, der Kultursommer Semmering (während Reichenau zugesperrt blieb), der Königsdramen-Zyklus in den Kasematten in Wiener Neustadt oder das „Theater im Park“, das der Kabarettist Michael Niavarani im Wiener Schwarzenbergpark aus dem Boden stampfte. Dank Sponsoren wird es weiter bestehen. Applaus! (Hätte die Josefstadt nicht auch kreativer sein und den nahe gelegenen Piaristenplatz für Open Air-Aufführungen nützen können?) Das Publikum ist dankbar und bereit, für solche Initiativen (manche gar ohne Subvention) tiefer in die Tasche zu greifen.
Auch in der Wirtschaft werden wir in nächster Zeit viele schlechte Nachrichten hören. Aber daneben auch Ermutigendes: Die Hotellerie in den Seengebieten war heuer ausgebucht, qualitätsvolle, kleine Winzer haben gutes Geschäft mit ihren Privatkunden gemacht, die Auftragsbücher vieler Handwerksbetriebe im ganzen Land sind übervoll. Die Corona-Krise darf den Unternehmergeist nicht nur nicht abtöten, sondern sollte ihn – im Gegenteil – sogar bestärken. Das Land hätte schon lange einen Schub in Entbürokratisierung und Risikobereitschaft gebraucht, jetzt ist gezwungenermaßen ein guter Zeitpunkt dafür. Möglicherweise werden wir alle gemeinsam dafür unser Anspruchsdenken herunterschrauben müssen. Die fetten Jahre sind wahrscheinlich vorbei. Die good news aber hoffentlich nicht.
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