Was (trotz allem) Hoffnung macht
Martina Salomon
07.01.23, 18:00Es gibt sie, die guten Nachrichten: Diese Woche wurde in Österreich die 20-millionste Covid-Impfung verabreicht, drei Viertel der Bevölkerung sind geimpft.
Die Pandemie ist auch deswegen mittlerweile gut im Griff. Zwar muss man wachsam sein, dass nicht dank des Scheiterns der Null-Covid-Politik Chinas nun wieder neue Corona-Varianten nach Europa eingeschleppt werden. Noch sieht es aber nicht danach aus. (Und nach einer langen Schrecksekunde der europäischen Regierungen gilt nun endlich Testpflicht für Einreisende aus China.) Die chinesische Wirtschaft wird sich bald erholen, was gut für den Welthandel ist und hoffentlich auch die Medikamentenengpässe beseitigen wird. In ein paar Monaten werden die Touristen aus dem Reich der Mitte nach Europa zurückkehren. Die Luxusgüterindustrie jubelt darüber bereits.
Wer sich fragt, ob die vielen heimischen Staatshilfen das Budget aushöhlen, kann zumindest derzeit beruhigt sein: Es sprudelt reichlich Geld in die Staatskasse dank Höchstbeschäftigtenstand sowie Inflation (höhere Preise und Löhne bringen mehr Steuereinnahmen). Die Inflation hat sich aber Gott sei Dank zuletzt etwas abgeschwächt, weil für diesen Winter genug Energie zur Verfügung steht. Die europäischen Speicher sind voll, die Preise im Großhandel sinken. Mit Zeitverzögerung wird sich das auf die Konsumentenpreise auswirken. Dass diese vorläufig hoch bleiben, liegt auch daran, dass sich Europa vergangenes Jahr zu hohen Preisen eingedeckt hat, um sich von Russland unabhängiger zu machen. Was auch (halbwegs) funktioniert hat: Vor dem Krieg hing Österreich zu 80 Prozent an billigem russischen Erdgas, im Jahresschnitt 2022 ist der Anteil russischer Importe auf rund 50 Prozent gesunken. Plus: Die schlechte Nachricht vom zu milden Winter ist eine gute Nachricht für den (dadurch niedrigeren) Energieverbrauch und eine höhere Versorgung mit Ökostrom.
Apropos Winter: Das ist die Saison, in der die illegale Migration abebbt, was eine Atempause gibt, um Lösungen gegen die Schlepperkriminalität zu finden. Kann man sich bitte wenigstens innerösterreichisch zu einem Konsens aufschwingen und Probleme weder bagatellisieren noch dramatisieren? Mittlerweile fordern ja selbst Teile der SPÖ genau das, was die ÖVP seit Jahren vergeblich auf Europa-Ebene durchsetzen will: Asylverfahren jenseits der Grenze. Auch wenn Österreich längst nicht mehr eine Insel der Seligen ist, sind bei uns Gewaltausbrüche wie in Brüssel nach WM-Spielen (mit Marokko-Beteiligung) oder wie zu Silvester in Berlin kaum aufgetreten.
Nur zum Krieg in der Ukraine finden sich keine guten Nachrichten. Das Land wird mit zynischer Absicht zerstört. Aber die Hoffnung lebt, dass Putin sein Scheitern erkennt und im Laufe des Jahres aus Erschöpfung Friede wächst.
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