Die vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut OGM gemeinsam mit der Austria Presse Agentur mehrmals pro Jahr durchgeführte Befragung funktioniert ganz simpel: Wieviel Prozent der Befragten haben Vertrauen zu einem bestimmten Politiker, wieviel nicht? Daraus ergibt sich ein entsprechender Saldo.
Dieser aber fällt laut der jüngsten Erhebung abgesehen vom Bundespräsidenten nur für drei Politiker positiv aus: Justizministerin Alma Zadic (Grüne), Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) und die Zweite NR-Präsidentin Doris Bures (SPÖ). Das heißt, bei allen anderen sagen mehr Menschen "Habe kein Vertrauen" als "Habe Vertrauen".
Traditionell liegt der Bundespräsident mit deutlichem Vorsprung an der Spitze der Tabelle. So auch diesmal: 63 Prozent vertrauen Alexander Van der Bellen, 36 nicht - ergibt ein Plus von 27. Die zweitplatzierte Zadic kommt gerade noch auf 11. Das liegt zu einem guten Teil im Amt des Staatsoberhaupts selbst begründet, welches nicht operativ im politischen Tagesgeschäft tätig und somit dessen Niederungen enthoben ist. Aber auch Van der Bellen hat im Vergleich zum Juli leicht verloren.
Der Rest ist Schweigen, möchte man sagen. Das Bild ist ein verheerendes. Das Vertrauen der Menschen in die gesamte politische Klasse ist, wie es OGM-Chef Wolfgang Bachmayer ausgedrückt hat, "im freien Fall". Das betrifft eben nicht nur die ungeliebte und sich mit Mühe dahinschleppende Regierung aus ÖVP und Grünen. Auch die Opposition hat keinerlei Grund, mit dem Finger auf den/die Gegner zu zeigen. Ein Wert von -8 für die Chefin der selbsternannten Transparenzpartei Neos kann Beate Meinl-Reisinger höchstens im Vergleich mit den -53 von FPÖ-Chef Herbert Kickl (der sich allerdings um 7 Punkte verbessert hat) sicher machen.
Dass NR-Präsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sogar hinter Kickl auf dem letzten Platz liegt, müsste dem zweiten Mann des Staates auch zu denken geben. Das kann nicht nur an der von Sobotka immer wieder - teils durchaus zurecht - konstatierten Feindseligkeit der medialen Öffentlichkeit ihm gegenüber liegen.
Bemerkenswert ist auch der extrem schlechte Wert (-30) für Leonore Gewessler, die ebenfalls gegenüber Juli weiter verloren hat. Gilt Gewessler doch für die Grünen und ihnen nahestehende Milieus zur Zeit als die Lichtgestalt und dementsprechend auch als präsumptive Spitzenkandidatin bei der nächsten Wahl.
Von einem "miserablen Bild", welches die Politik derzeit abgebe, hat Bundeskanzler Karl Nehammer (-11) unlängst in der Sondersitzung des Nationalrats gesprochen. Es wurde kritisiert, dass er damit von seiner eigenen Partei ablenken und die Schuld gleichsam auf alle verteilen wolle. Aber offensichtlich empfinden es die Menschen so: die Politik als solche hat ein gewaltiges Imageproblem.
Was sich wiederum auf die Auslese des politischen Personals negativ auswirkt, wodurch das Ansehen bzw. das Vertrauen noch weiter sinken dürfte. Eine fatale Spirale nach unten.
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