Herr Kurz, Herr Hitler - und ein Vergleich zum Vergessen

Der deutsche "Spiegel" hat Österreichs Regierungschef mit dem Führer verglichen. Das ging beinahe unter.
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Würden Sie vergessen, wenn Sie jemand mit Adolf Hitler vergleicht? Eher nicht.

Würde ein Polit-Profi wie Sebastian Kurz vergessen, wenn ihn Europas größtes Nachrichtenmagazin mit dem Führer vergleicht?  Eben.

So gesehen hat Österreichs Regierungschef vermutlich ein bisserl geflunkert, als er im ORF-Sommergespräch am Montag erklärte, er könne sich der zwangsoriginellen Frage nicht mehr entsinnen, die ihm im aktuellen Spiegel gestellt wurde. 

Zur Erklärung: Der Spiegel hat verunglückt und flapsig festgehalten, dass Deutschland seit 70 Jahren keinen österreichischen Redner mehr hatte, der für so viel Aufsehen gesorgt hätte.

70 Jahre? Ein österreichischer Redner in Deutschland? Aufsehen? 

No na net war der "Führer" gemeint. 

Aber was antwortet man auf so etwas?

Dass die Herrschaften doch bitte rechnen lernen sollen, weil 2018 minus 70 immer noch 1948 ergibt, und 1948 der Herr Hitler längst tot war?

Oder dass sich einer wie Jörg Haider, Gott' hab ihn selig, wohl schön bedanken würde, dass ihn der Spiegel bei seiner Aufzählung der österreichisch-stämmigen Brachial-Rhetoriker  vorsätzlich vergisst - immerhin hat es der Kärntner vor nicht ganz 20 Jahren auf alle relevanten Cover, darunter sogar US-amerikanische Flaggschiffe wie TIME und Newsweek, geschafft.

Oder dass man, bei allem Respekt, einen solchen Vergleich als österreichischer Bundeskanzler für dumm und daneben hält?

Schon klar, das sagt man nicht, nicht zum Spiegel.

Aber das ist auch irgendwie zum Vergessen, oder?

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