Zum Handels-KV: Sozialpartner als Inflationsdämpfer

Handels-KV-Chefverhandler Trefelik (WKO) und Ferrari (GPA)
Der Handel hat gut verhandelt. Auch die Art und Weise der Kompromissfindung verdient Applaus. Doch ein Wermutstropfen bleibt.
Anita Staudacher

Anita Staudacher

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht hat der Handel gut verhandelt. Ein Gehaltsplus von 2,55 Prozent und Verbesserungen im Rahmenrecht, etwa eine flexiblere Schwarz-Weiß-Regelung für die Samstagsarbeit, sind ein durchaus herzeigbarer Kompromiss. Und setzen den Kurs der Vernunft bei den laufenden Herbstlohnrunden fort. 

Die Sozialpartner leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Abflachung der Teuerung. Den beiden Verhandlungsteams darf auch für ihren Umgang miteinander applaudiert werden. Kein Untergangsgeplärr auf Arbeitgeberseite, keine gewerkschaftliche Kampfrhetorik auf Arbeitnehmerseite. Zu ernst ist die wirtschaftliche Lage für Ränke, der viel beschworene Zusammenhalt zum Wohle des ganzen Landes wurde hier tatsächlich vorgelebt. Das Weihnachtsgeschäft kann kommen.

Nun liegt der Ball bei den Händlern, allen voran die großen Lebensmittelketten, den Preisschub im Supermarktregal einzubremsen. Das Argument der Weitergabe von stark gestiegenen Lohnkosten ist ab sofort nicht mehr zulässig. Und auch die Regierung ist gefordert, die vielfach angekündigten Preisdämpfungsmaßnahmen endlich umzusetzen. 

Reallohnverlust als Preis für die Vernunft

Eingefleischte Gewerkschafter können mit dem Kompromiss freilich nicht zufrieden sein. Die Handelsangestellten, mehrheitlich Frauen in Teilzeit, erleiden einen bitteren Reallohnverlust. Noch vor Verhandlungsbeginn schlossen die Arbeitnehmervertreter einen Abschluss unter der Jahresinflation von 3 Prozent kategorisch aus. 

Der im Vorjahr ausverhandelte 2-Jahres-Abschluss hätte immerhin 2,9 Prozent Erhöhung gebracht. Der Pakt musste deshalb aufgeschnürt werden, weil die Inflation höher und nicht niedriger ausgefallen ist als erwartet. Da hätte durchaus etwas mehr rausschauen können. Das große Ganze scheint diesmal aber tatsächlich wichtiger zu sein als ein Zehntelprozentpunkt mehr als Gehaltplus, zumal Einmalzahlungen abgewendet werden konnten. 

Kommentare