Vollgas statt Teilzeit für die Klimawende

Bäckerei sucht Mitarbeiter
Es braucht mehr Menschen, die in Green Jobs arbeiten. Und zwar Vollzeit. Ein Gastkommentar von Christian Tesch.

Die Klimawende passiert nicht von selbst: PV-Anlagen, Windräder, Stromnetze, E-Autos, Batterien, neue Maschinen in Fabriken, grüner Wasserstoff – all das muss jemand planen, produzieren, bauen, betreiben, managen. Eine Teilzeit-Klimawende wird nicht reichen.

Laut dem Green Jobs Report 2025 der ManpowerGroup berichten 91 Prozent der Unternehmen weltweit, dass sie nicht genügend qualifiziertes Personal im Nachhaltigkeitsbereich finden. Die Nachfrage nach grünen Kompetenzen wachse doppelt so schnell wie das Angebot, diese Entwicklung werde sich bis 2030 weiter verschärfen. Nach einer Studie der Österreichischen Energieagentur brauchen wir allein für die Energiewende-Bereiche Bauen und Sanieren, Erneuerbare Wärme, Solar- und Windkraft in den nächsten Jahren über 20.000 qualifizierte Fachkräfte. Vor diesem Hintergrund ist auch die aktuell intensiv diskutierte Teilzeit-Frage zu sehen. Dürfen wir es uns leisten, Teilzeit statt Vollzeit zu arbeiten – ohne Betreuungs- und anderer Pflichten? Diese Frage muss man nicht nur mit Blick auf Wohlstand und Sozialstaat mit einem Nein beantworten. Man muss die Frage vor allem mit Blick auf den Klimaschutz mit einem klaren Nein beantworten.

Denn es ist geradezu eine moralische Verantwortung, in Green Jobs mit vollem Einsatz die Klimawende voranzutreiben.

Dass wir auch bei Green Jobs in der Teilzeitfalle stecken, zeigt die AMS-Arbeitskräfteerhebung: So beträgt die Teilzeitquote in den Branchen „Energieversorgung“ und „Wasser, Abwasser, Abfall“ jeweils 17,5 %.

Vollgas statt Teilzeit für die Klimawende

Christian Tesch

Wertschöpfung

Übrigens lassen wir mit zu wenig Green Jobs auch Wertschöpfungspotenziale liegen. Eine Studie des Wirtschaftsforschungszentrum „prognos“ zeigt für den notwendigen Ausbau des Stromnetzes: Weil uns Fachkräfte fehlen, führen Investitionen in den Netzausbau nur zu einer Verschiebung zwischen Sektoren – aber nicht zu mehr Wertschöpfung in Österreich. Mehr noch: Leistungen müssen aus dem Ausland zugekauft werden, weil sie von heimischen Unternehmen mangels Arbeitskräften nicht erbracht werden können.

Was also tun, um bei Wertschöpfung und Klimaschutz raus aus der Teilzeitfalle kommen? Erstens: Vollzeit steuerlich belohnen, statt bestrafen. Würde sich die Steuerprogression nach dem Stundenlohn richten, wird Teilzeit schnell unattraktiv. Zweitens: Wer mehr leistet, als er oder sie muss, soll auch mehr davon haben. Daher brauchen wir generelle Steuerfreiheit von Überstunden. Drittens: Einen Vollzeitbonus als Klimabonus verstehen – und ihn für Green Jobs rasch einführen. Was bei der Teilzeit-Debatte jedenfalls völlig fehl am Platz ist, sind Unternehmens-Bashing und Klassenkampf-Geschwurbel. Die Unternehmen leiden ja selbst am meisten unter dem Fachkräftemangel. Und das Anreizproblem ist nicht, dass die Unternehmen zu geringe Löhne zahlen. Sondern dass der Staat zu viel davon wegnimmt.

Zum Autor:

Christian Tesch ist Geschäftsführer von oecolution, einem Think- und Do-Tank, der sich für marktwirtschaftliche Lösungen der Klimawende einsetzt.

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