Preise zu manipulieren, heißt, Ursachen zu ignorieren

GERMANY-ECONOMY-INFLATION-PRICES
Preiseingriffe senken die Rentabilität und es wird weniger produziert. Ein Gastkommentar von Jochen Danninger.

Steigen Preise stark an, werden die Schreie lauter, in den freien Markt einzugreifen. Im KURIER-Interview mit der Gewerkschafterin Barbara Teiber (3. Oktober) sieht man das wieder einmal deutlich. Den Menschen wird eine Scheinlösung für ein hausgemachtes Phänomen aufgetischt: Deckel drauf und alles soll billiger werden.

So pauschal ist das aber nichts anderes als billiger Populismus. Während der Staat überdimensional groß geworden ist, Gebühren von der öffentlichen Hand angehoben wurden und somit die Inflation zum Teil selbst erzeugt wurde, soll laut Gewerkschaft der Markt auch noch übermäßig mit staatlichen Zwängen und Eingriffen belastet werden. Es ist Zeit, einen ökonomischen Blick darauf zu werfen. Preise erfüllen eine wichtige Signalfunktion für die Koordination von Angebot und Nachfrage. Anders gesagt: Sie zeigen Knappheit, lenken den Konsum und setzen Anreize zur Produktion.

Gibt es Obergrenzen für einen Preis, wird also in Preise eingegriffen, sinkt die Rentabilität und Investitions- und Innovationsanreize werden geschwächt. Sprich: Es wird weniger produziert. Der Blick ins Ausland zeigt: In Ungarn haben die niedrigen Preise infolge von Preiseingriffen bei Sprit und Lebensmitteln zuerst für einen regelrechten Run auf die Produkte geführt. In weiterer Folge kam es zu enormen Engpässen, leeren Regalen und geschlossenen Tankstellen. Die Produzenten weigerten sich schlicht, die Waren zu den staatlich verordneten Preisen herzustellen. Für die Menschen war die Situation im Nachhinein noch schlimmer. Statt einer Entlastung kamen Knappheit und erst recht explodierende Preise.

In Österreich hat ein befristeter Preiseingriff – die Strompreisbremse – die Stromkosten kurzfristig gedämpft. Nach Auslaufen der Maßnahme stiegen die Strompreise rasch wieder an, allein von Dezember auf Jänner um 35 %. Dies erhöht die heurige Inflation um rund 0,7 Prozentpunkte. Haushaltsenergie ist wieder zu einem Inflationstreiber geworden. 2026 wird sich hier automatisch eine Entspannung ergeben (Stichwort Basiseffekt). Um dauerhaft die Energiepreise wettbewerbsfähig zu machen, muss das Angebot erhöht werden und bei der Regulatorik sowie beim Netzausbau angesetzt werden.

Jochen Danninger, Generalsekretär WKO

Jochen Danninger, Generalsekretär WKO

Österreich-Aufschlag

Bei der Lebensmittelinflation liegt Österreich im EU-Mittelfeld, auch wenn das Preisniveau generell etwas höher ist. Hier gilt es, nicht bei den Preisen einzugreifen, sondern strukturelle Nachteile zu lösen: Da gibt es zum Beispiel den Österreich-Aufschlag, der dafür sorgt, dass Händler aus kleinen EU-Ländern zu anderen Preisen einkaufen müssen als Händler aus großen Ländern. Die Bundesregierung macht sich auf EU-Ebene stark dafür, dass diese Ungerechtigkeit rasch und gemeinsam mit anderen kleinen Ländern geändert wird.

Preiseingriffe sind trügerisch und nur in Ausnahmesituationen und sehr gezielt eingesetzt ein Mittel der Wahl. Um Preissignale weiterhin wirken zu lassen, ist es sinnvoll, Eingriffe so zu gestalten, dass sie die marktwirtschaftlichen Anreize nicht vollständig außer Kraft setzen. Man muss die Ursache bekämpfen und nicht das Symptom. Längerfristig kann nur konsumiert werden, was auch produziert wurde, und es muss die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft bzw. die Produktivität erhöht werden. Dafür brauchen wir eine starke, produktive Volkswirtschaft und keine staatlichen Preisspielereien.

Zum Autor:

Jochen Danninger ist Generalsekretär der Wirtschaftskammer.

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