Mehr Kreativität in Zeiten von Teuerung

Kantinengutscheine und andere Vergünstigungen – ein gangbarer Weg?
Die diesjährige Herbstlohnrunde ist mit einer Überraschung gestartet: Hohe Inflation, schwache Konjunktur und internationaler Wettbewerbsdruck eröffnen plötzlich Spielräume für innovative Vergütungsmodelle.
Am 22. September fanden die traditionellen Kollektivvertragsverhandlungen der Metallindustrie statt. Als Leitbranche markiert sie den Auftakt zur Herbstlohnrunde und begann mit einem Bruch der Traditionen: Erstmals verzichtete die Gewerkschaft auf eine konkrete Lohnforderung und stieg „völlig offen“ in die Verhandlungen ein. Noch am selben Abend wurde ein Abschluss erzielt – eine Sensation.

Andreas Sticha
Zwar liegt der Abschluss unter der zugrunde liegenden Inflationsrate von 2,8 Prozent, sieht jedoch Einmalzahlungen vor, um die Teuerung abzufedern. Dafür wird eine steuerfreie Prämie genutzt, die vorläufig nur für das laufende Jahr gilt und bis zu 1.000 Euro pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter vorsieht. Gleichzeitig gibt es längst dauerhaft gesetzlich verankerte Möglichkeiten, die steuerfreie Zuwendungen für Beschäftigte ermöglichen.
Die Rede ist von den bewährten abgabefreien Zuschüssen für Lebensmitteleinkäufe (bis zu 2 Euro pro Arbeitstag), Restaurantbesuche (bis zu 8 Euro pro Arbeitstag) und Sachzuwendungen (bis zu 186 Euro pro Jahr). Trotz ihrer Attraktivität schöpfen nur wenige Unternehmen die vollen Möglichkeiten dieser sogenannten Mitarbeiterbenefits aus.
Gerade in Zeiten einer schwierig in Griff zu bekommenden Inflation sind steuerfreie Zuwendungen eine Chance zur Sicherung der Kaufkraft. Diese wirken, ohne für Unternehmen Lohnnebenkosten zu erhöhen und kommen direkt bei den Beschäftigten an. Zudem sind sie zweckgewidmet in inländischen Einlösestellen wie Restaurants, Supermärkten oder im lokalen Handel nutzbar.
Es brauche „innovative Lösungen“, betonte kürzlich auch der neue Nationalbank-Gouverneur Martin Kocher. „Patentrezepte“ gebe es keine und jede Branche müsse ihren eigenen Weg finden.
Der KV-Abschluss der Metallindustrie hat mit seiner Kombination aus moderatem Abschluss und steuerfreier Einmalzahlung einen kreativen Ansatz gewählt. Ein anderer, ebenso wirkungsvoller Weg wäre die Nutzung bestehender steuerfreier Lösungen wie Essenszuschüssen, Lebensmittelzuschüsse und der Geschenkgutscheine..
Zum Autor:
Andreas Sticha ist Geschäftsführer des Gutscheinanbieters Pluxee für Österreich und Deutschland. Pluxee hieß früher Sodexo.
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