KIM-Verordnung: Der Jugend Lebensträume nicht verbauen

Baugrund zu verkaufen / Plot of land for sale
Die Abschaffung der KIM-Verordnung war notwendig. Eine Replik von Günther Öfner auf den Gastkommentar „Mehr Kredite, mehr Gewinne“ (30. 6.).

Für Jugendliche steht der Wunsch, in einer Eigentumswohnung oder einem Einfamilienhaus zu wohnen, bei den Bedürfnissen ganz weit oben. Bei den 19- bis 26-Jährigen wünschen sich das laut Ö3-Jugendstudie sogar 92 Prozent der Befragten. Für sie ist Wohnen im Eigentum ein zentraler Lebenstraum und Ausdruck von Freiheit.

Der Weg dazu wird aber leider seit Längerem immer steiniger. Die Kosten sind überproportional gestiegen, die Bauleistung – und damit das Angebot – ist massiv gesunken. Neben den steigenden Zinsen waren dafür auch die verordneten Einschränkungen für die Vergabe von Wohnkrediten im Rahmen der KIM-Verordnung verantwortlich.

So wurden im Juli 2022 Wohnkredite im Ausmaß von 2,7 Milliarden Euro vergeben, im August 2022, dem Zeitpunkt der KIM-Einführung, waren es nur noch 1,3 Milliarden Euro, der Wert sank dann kontinuierlich bis Dezember 2023 auf nur noch 679 Millionen Euro. Dieser Rückgang war ein massiver Brandbeschleuniger des konjunkturellen Niedergangs der österreichischen Wirtschaft, denn fehlende Bauinvestitionen führen in großen Bereichen von Industrie und Dienstleistungen zu Auftragseinbußen und in der Folge zu Arbeitsplatzverlusten und Insolvenzen.

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Günther Ofner

Dilemma

Wie auch das Wirtschaftsforschungsinstitut festgestellt hat, hat die gleichzeitige Kombination von steigenden Zinsen mit restriktiveren Kreditregeln das Dilemma deutlich verschärft. Viele Wohnungssuchende haben in der Folge gar nicht mehr versucht, einen Kredit zu bekommen, sondern wurden schon durch die Diskussion abgeschreckt.

Begründet wurden die Kreditverschärfungen mit vermuteten Gefahren für die Finanzmarktstabilität. Allerdings fehlen dafür sachliche Belege. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Hypo NÖ Landesbank, die maßgeblich Wohnungseigentum finanziert, habe ich in den letzten zehn Jahren festgestellt, dass es im privaten Wohnbaubereich so gut wie keine Ausfälle gab, die Kredite werden praktisch immer abbezahlt, es handelt sich also um eine ganz besonders sichere Assetkategorie. Auch seit 2022 kam es zu keiner Zunahme von Ausfällen.

Bevormundung

In unserer Praxis ist auch keine Rede davon, dass sich die Kreditnehmer mit den Krediten übernehmen. Ganz im Gegenteil, das Eigenheim wird selbst bei Problemen durch besondere Kraftanstrengungen gesichert und verteidigt. Auch die Bevormundung der Kreditnehmer, dass Wohnkredite nur bis zu 40 Prozent des Einkommens betragen sollen, entbehrt einer sachlichen Grundlage. Jeder soll selbst entscheiden können, welchen Anteil seines Einkommens er für die Schaffung eines Eigenheims ausgibt.

Es ist daher sachlich auch nicht nachvollziehbar, warum jetzt, nachdem die KIM-Verordnung endlich beseitigt wurde, mittels Rundschreiben der Finanzmarktaufsicht versucht wird, diesen eigentums- und familienfeindlichen Ansatz über Umwege zu perpetuieren.

Politik und Regulatoren sollten – ganz im Gegenteil – die junge Generation tatkräftig unterstützen, ihren Lebenstraum Wohnungseigentum auch erfüllbar zu machen.

Zum Autor:

Günther Ofner ist Vorstandsdirektor der Flughafen Wien AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Hypo NÖ Landesbank.

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