Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist keine Privatsache!

Self defense
Zivilcourage und richtige Intervention kann jede und jeder lernen. Ein Gastkommentar von Gaby Schwarz.

Hand aufs Herz: Wenn Sie mitbekommen, dass Frauen und Kinder physischer oder psychischer Gewalt ausgesetzt sind – würden Sie handeln? Würden Sie den Betroffenen Hilfe anbieten, an die Tür der Nachbarn klopfen, den Täter konfrontieren, die Polizei rufen? Meist lautet die Antwort: „Geht mich nichts an.“ Weil man sich nicht einmischt. Weil einen das nichts angeht. Weil man Angst vor Folgen hat. Und genau hier liegt das Problem.

Ich finde: Häusliche Gewalt ist keine Privatsache! Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner hat mit dem „Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen“ den richtigen Weg eingeschlagen. Aber es reicht nicht, nur von der Politik Maßnahmen zu fordern. Darum lautet mein Appell anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen und Mädchen am 25. November: Wir müssen hinschauen. Wir müssen etwas sagen. Wir müssen handeln. Das nennt man Zivilcourage. Und ja, es erfordert viel Mut, diesen Schritt zu machen. Aber Zivilcourage und richtige Intervention kann jede und jeder lernen, zum Beispiel über das Gewaltpräventionsprogramm „StOP – Stadtteile ohne Partnergewalt“.

Volksanwältin Gabriela Schwarz

Gaby Schwarz

In allen Gesellschaftsebenen

Aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit beim Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes Burgenland weiß ich: Häusliche Gewalt kommt auf allen Gesellschaftsebenen vor. Die Täter sind fast immer Männer, Partner oder Expartner, die Frauen schweigen – aus Scham, mangelnder Unterstützung oder ökonomischen Gründen.

Oft wird gefragt: „Warum verlässt sie ihn nicht?“ oder „Warum zeigt sie ihn nicht an?“

Weil es nicht so einfach ist, wie es in der Theorie klingt. Umso wichtiger ist es, dass sich Frauen Hilfe holen, ihnen möglichst niederschwellig Hilfe angeboten wird. Ob es die Autonomen Frauenhäuser sind, der Frauenring oder Gewaltschutzzentren – es gibt Unterstützung, vor allem im urbanen Raum, im ländlichen Raum sehe ich noch viel Luft nach oben. Während in der Großstadt Anonymität helfen kann, Scham und Furcht zu überwinden, sind diese Faktoren in ländlichen Regionen oft ein Hindernis.

Die Volksanwaltschaft ist das Haus der Menschenrechte in Österreich. Als Volksanwältin betone ich immer wieder: Jede Frau hat das Recht auf ein Leben ohne Gewalt.

Die Realität sieht anders aus: Im Jahr 2024 gab es bei uns in Österreich 27 Femizide. Jede dritte Frau ist von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Wegweisungen, Gewalttaten, Femizide – die Schlagzeilen kennen wir alle. Gewalt beginnt allerdings schon früher, oft mit verbaler Abwertung, mit Kontrolle durch den Partner.

Täter in die Pflicht nehmen

Mehr als jede vierte Frau erfährt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, mehr als jede fünfte Frau Stalking. So lange Frauen und Mädchen sich auf dem Heimweg fürchten, so lange sexistische Äußerungen geduldet statt geächtet werden, so lange Femizide zu unserem Alltag gehören, so lange bei häuslicher Gewalt weggesehen wird – genauso lange brauchen wir Feminismus, #mutfrauen und Männer, die die Täter in die Pflicht nehmen.

Denn es sollte heißen: Beschützt eure Töchter und erzieht eure Söhne!

Zur Autorin:
Gaby Schwarz ist Volksanwältin, Feministin und Burgenländerin. Auf ihrem Instagram Kanal @gabyschwarz_official hat sie die #mutfrauen-Initiative gestartet, wo sich Frauen in allen Lebenslagen gegenseitig ermutigen.

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