Mehr Wettbewerb? Ja, bitte!

Viele hassen ihn, obwohl wir alle davon profitieren. Viele wollen ihn vermeiden, obwohl er Kosten für alle senkt. Und viele halten ihn gesellschaftlich für schädlich, obwohl er uns allen nachgewiesen mehr Zukunft bringt. Die Rede ist vom Wettbewerb.
Es ist eines der massiv unterschätzten, aber letztlich wichtigsten Erfolgsprinzipien unserer Marktwirtschaft, dass Wettbewerb uns alle weiterbringt. Wettbewerb zwischen Ideen ist das beste Entdeckungsverfahren für Zukunft. Der unternehmerische Wettbewerb ist auch der beste Weg zu optimalen Preis-Leistungsverhältnissen. Die inflationsdämpfende Wirkung von Wettbewerb steigert Realeinkommen und Kaufkraft.
Die Wirtschaftsgeschichte zeigt leider eindrucksvoll: Wo Wettbewerb fehlt, werden Leistungen in zu schlechter Qualität, zu teuer oder zu wenig innovativ und kundenfreundlich erbracht. Was hingegen Wettbewerb alles ermöglicht, zeigt der Griff zum Mobiltelefon. Vor der Liberalisierung des Telekomsektors waren günstige Preise und große Innovationen in Österreich schlicht kein Thema. Der Einzug von Marktwirtschaft und Wettbewerb in die lange verstaatlichte Industrie hat uns wirtschaftlichen Wohlstand, wichtige Innovationen und gute Arbeitsplätze gebracht. Und sogar die ÖBB ist durch mehr Wettbewerb ein klein wenig kundenfreundlicher geworden.

Christian Tesch.
Marktkonzentration
Dass wir nach wie vor ein Problem mit zu wenig Wettbewerb – und zu wenig Marktwirtschaft – haben, hat zuletzt der Bericht von Wettbewerbsbehörde und E-Control gezeigt. Gestiegene Marktkonzentration, rückläufige Anbieter- und Wechselzahlen, intransparente Preisgestaltungen schaden Kunden, Privaten wie Unternehmen. Dazu kommt das Problem der Kreuzbeteiligungen: Wenn sich Anbieter gegenseitig gehören, werden sie den gegenseitigen Wettbewerb scheuen wie der Teufel das Weihwasser.
Wo aber Wettbewerb herrscht, stehen Anbieter unter Druck, Kostentransparenz zu leben und auf Kundenbedürfnisse einzugehen. Das stärkt übrigens auch Innovationskraft, Resilienz und Nachhaltigkeit des Energiesystems. Wettbewerb ist auch für die Energiewende zentral.
Zersplitterung haben wir hingegen dort, wo ohnehin ein natürliches Monopol herrscht: Bei den Netzbetreibern. Über 100 gibt es, aber sie stehen nicht in Konkurrenz - jeder hat seinen eigenen alleinigen Schrebergarten. Was fehlt: Planung und Steuerung aus einer Hand. Aber das braucht die Energiewende.
Was wir jetzt mit Blick auf Standort, Kunden und Klima im Energiesektor brauchen, ist klar: mehr Konkurrenz durch Entflechtung, mehr Transparenz durch monatliche Abrechnungen und die Planung des Stromnetzes aus einer Hand.
Was wir als Gesellschaft noch brauchen, ist das Bewusstsein, dass wirtschaftlicher Wettbewerb vielleicht nicht sympathisch wirken mag, aber Gutes bewirkt. Wir müssen den Wettbewerb nicht lieben, um von ihm zu profitieren.
In diesem Sinn gilt weit über den Energiebereich hinaus: Je besser wir die Potenziale von Wettbewerb nützen, desto besser für uns alle und für unsere Zukunft. Das ist keine Zauberei, sondern die DNA unserer Marktwirtschaft. Und die ist ein Erfolgsmodell.
Zum Autor:
Christian Tesch ist Geschäftsführer von oecolution, einer Klima-NGO, die sich für marktwirtschaftliche Lösungen der Klimawende einsetzt.
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