Arbeiten im Alter: Die Regierung sollte bei Flat Tax Wort halten
Das Modell „25% Flat Tax“ für Zuverdienste in der Pension ist ein „win-win“ für Betriebe, für die Wirtschaft und für Pensionistinnen und Pensionisten, die in der Pension ihre Erfahrung weitergeben wollen und können. Und für die, die zur Pension etwas dazuverdienen müssen, damit sie ihren Lebensstandard halbwegs erhalten können. Ein Zuverdienst, der gerade aufgrund der enormen Teuerung für Pensionisten mit einer Durchschnittspension von 1.412 EUR brutto für Frauen und 2.259 EUR für Männer, kein „nice to have“, sondern zunehmend zur Notwendigkeit wird. Darum steht im Regierungsprogramm ein Versprechen: Ab 1. Jänner 2026 soll Zuverdienst in der echten Alterspension mit 25 Prozent endbesteuert und ohne Sozialabgaben auf Arbeitnehmerseite ermöglicht werden – mit einer Deckelung und einer Evaluierung nach zwei Jahren. Die Regierung hat dafür vorgesorgt: Ab 2026 sind 300 Millionen Euro, ab 2027 470 Millionen Euro budgetiert.
In den vergangenen Wochen wurde viel diskutiert, relativiert, teils auch missverstanden. Das Ziel darf aber nicht verloren gehen: Wer in der Pension arbeiten will und kann, für den soll es sich lohnen – egal ob angestellt oder selbstständig. Leistung ist Leistung. Alles andere wäre sachlich falsch und gesellschaftlich ungerecht.
Ingrid Korosec
Dieses Modell ist keine Bevorzugung einer Gruppe, sondern ein Schritt zu mehr Transparenz, Einfachheit und Fairness. Kein kompliziertes Steuerlabyrinth. Wer 1000 Euro verdient, hat künftig 750 Euro netto – klar, nachvollziehbar und ohne spätere Nachzahlungen. Gleichzeitig bedeutet die 25-Prozent-Flat-Tax mit Befreiung von Sozialabgaben Entbürokratisierung. Die Steuer wird bei der Auszahlung abgezogen – einfach, verständlich, ohne zusätzlichen Papierkram. Pensionistinnen und Pensionisten müssen sich nicht mehr mit Formularen oder Jahresausgleichen herumschlagen, sondern wissen von Anfang an, was sie verdienen.
Kritiker wenden ein, wer noch arbeiten kann, solle besser später in Pension gehen. Diese Sichtweise greift zu kurz. Wer in der Pension weiterarbeitet, tut das in der Regel nicht Vollzeit, sondern stunden- oder tageweise. Ob im Tourismusbereich oder in der Pflege - viele helfen im eigenen Betrieb aus, springen ein, wenn jemand krank wird oder geben ihr Wissen an Jüngere weiter. Es geht um flexible Mitarbeit, nicht um ein zweites Berufsleben. Daher ist eine Deckelung gerechtfertigt. Wie und in welcher Höhe, muss nun ausverhandelt werden. Entscheidend ist, dass sie fair ist und ermöglicht, wofür sie gedacht ist: Entlastung für Unternehmen, Stärkung des sozialen Zusammenhalts - und älteren Menschen das gute Gefühl zu geben, gebraucht zu werden – ohne Zwang und Druck. Mit mehr Netto vom Brutto.
Die „25% Flat Tax“ ist Respekt vor Lebensleistung und eine kluge Antwort auf die Herausforderungen der Zeit. Es geht nicht um Privilegien, sondern um Chancen. Um die Freiheit, etwas beizutragen, wenn man kann und will. Darum müssen wir jetzt das tun, was vereinbart wurde: das Modell einfach, transparent und für alle umsetzen – für Angestellte ebenso wie für Selbstständige. Das Regierungsversprechen steht. Der Zeitplan steht. Das Budget steht. Jetzt braucht es nur eines: den politischen Willen, Wort zu halten. Einfach. Gerecht. Und für alle.
Zur Autorin:
Ingrid Korosec ist Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes (ÖVP).
Kommentare