Wer fürchtet sich vor Kickl und Trump? Mehr Zukunft wagen!

Zieht sich per Federstrich aus internationaler Zusammenarbeit zurück: Donald Trump 
Das wahre Zukunftsproblem ist der „Immerschlimmerismus“. Es braucht Zuversicht. Ein Gastkommentar von Daniel Dettling.

So wenig Zukunft war selten. Liegen die besten Jahre und Zeiten hinter uns, wird alles schlechter? Immer mehr in der westlichen Welt sind davon überzeugt. Auch in Österreich. Krieg, Klima und Kickl als möglicher nächster Bundeskanzler machen viele ängstlich und verzagt. Bei ihnen sorgt auch die zweite Amtszeit Trumps für Bauchweh. Und dennoch gibt es auch in Zeiten großer Unsicherheit Anlass zur Zuversicht.

Mit „Awfulizing“ brachte Zukunftsforscher Matthias Horx vor sieben Jahren die mentale Lage in vielen Ländern Europas auf den Punkt. Das wahre Zukunftsproblem unserer Zeit, so Horx, sei das Schlechtmachen, Schlechtdenken und Schlechtreden der Welt, der „Immerschlimmerismus“. Immer mehr steigen aus dieser Welt aus, indem sie auf Nachrichten verzichten. Heute gibt es sechsmal mehr negative Schlagzeilen als vor 20 Jahren. Die mediale Ausblendung schützt aber nur kurzfristig vor sozialer Depression, langfristig verstärkt sie diese und macht uns ohnmächtiger. Einzige Gewinner des Awfulizing sind populistische Parteien und (a)soziale Medien. Awfulizer sind für nichts verantwortlich. Ihr Handeln hat in einer Welt, die unweigerlich zuende geht, weder Folgen noch Wirkung. Schuld, Verantwortung und Engagement sind Kategorien der Vergangenheit. Das ewige Jammern, Nörgeln und Schlechtmachen ist nicht nur das Aus für private Beziehungen, es zerstört auch das gesellschaftliche Klima. Awfulizer verweigern Beziehungen und Kommunikation und damit Zukunft.

Was können wir tun? Allein mit naivem Optimismus werden wir den Kampf gegen den Immerschlimmerismus nicht gewinnen. Zukunft braucht Zuversicht, begründete Hoffnung. Und die gibt es mehr als wir glauben. Zukunftsinfluencer wie Angus Harvey und Max Roser setzen auf Daten und klären mit Newslettern wie „Fix the News“ und „Our World in Data“ über die großen Fortschritte auf. So steigt die globale Lebenserwartung weiter an, die CO2-Emissionen gehen in immer mehr Ländern zurück, ebenso die weltweite Armut und der Hunger. Hungerte vor 60 Jahren noch jeder dritte Mensch, ist es heute nur noch einer von 11.

Zuversicht ist eine mentale Kulturtechnik, die uns als Gesellschaft und als Bürger fordert. Wir haben Verantwortung für die Welt und das, was wir beeinflussen können. Infektionskrankheiten wie Pocken und Corona lassen sich nur durch globale Kooperation bekämpfen und ausrotten. Zuversicht ist nicht angeboren, wir können sie lernen.

Nur der Mensch ist ein Zukunftswesen. Statt um ein Zurück, geht es um ein Voraus in die Zukunft. „Holen wir uns die Zukunft zurück“ steht auf einem der Wahlplakate zur deutschen Bundestagswahl Ende Februar. Für Kant, den großen Denker der ersten Aufklärung, ist „der ewige Frieden“ dann möglich, wenn die Völker den Übergang zur Republik schaffen und sich untereinander vernetzen. Vernetzen heißt verbinden und konkret Verantwortung für Veränderungen übernehmen. Für das Große wie das Kleine im Leben. Nur dann werden wir den Wandel kontrollieren und die Zukunft retten können.

Daniel Dettling ist Zukunftsforscher und Gründer und Leiter des Instituts für Zukunftspolitik

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