Weltfrauentag: Genug geredet, Taten müssen her

Frauen leisten weiterhin viel unbezahlte Care-Arbeit
Das neue Regierungsprogramm ist noch nicht genug. Ein Gastkommentar von Karin Zimmermann.

Jedes Jahr am 8. März gibt es große Reden über Frauenrechte, Gleichstellung und Wertschätzung. Und jedes Jahr bleibt es für viele Frauen bei schönen Worten. Während Männer Karriere machen, arbeiten Frauen in Teilzeitjobs, um alles unter einen Hut zu bekommen. Während Manager-Boni steigen, bleibt in frauendominierten Branchen kaum Geld zum Leben. Während viele Männer am Feierabend entspannen, beginnt für die meisten Frauen zuhause die zweite Schicht – unbezahlt.

Dass Frauen immer noch deutlich weniger als Männer verdienen, immer noch in schlecht bezahlter Teilzeitarbeit landen und immer noch niedrigere Pensionen bekommen, ist nicht schicksalhaft. Hier gibt es politischen Handlungsbedarf. Mehr als 568.000 Frauen in Österreich sind von Einkommensarmut betroffen. Das führt in weiterer Folge auch oft zu Altersarmut. Besonders Alleinerzieherinnen geraten immer stärker unter Druck. Die politisch schon oft und lange versprochene Unterhaltsgarantie muss endlich Realität werden.

Weltfrauentag: Genug geredet, Taten müssen her

Karin Zimmermann

Frauen leisten den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit in Österreich: Sie kümmern sich um den Haushalt, die Kindererziehung und um kranke Angehörige – das entspricht einem Gegenwert von mehr als 100 Milliarden Euro jährlich. Sie halten mit ihrer wichtigen Arbeit unser System am Laufen, werden aber gleichzeitig in Teilzeitjobs gedrängt, die sie finanziell nicht ausreichend absichern. Was wir brauchen, sind familienfreundliche Arbeitszeitmodelle, einen echten Ausbau von Kinderbetreuung und Pflegeangeboten – und einen Rechtsanspruch auf Kinderbildung ab dem ersten Geburtstag in Verbindung mit dem dafür benötigten Personal.

Im Programm der neuen Bundesregierung werden wichtige Verbesserungen in puncto Gleichstellung versprochen. Das ist ein Anfang, aber noch nicht genug. Die Lohntransparenz-Richtlinie muss rasch und vollständig umgesetzt werden – mit enger Einbindung der Gewerkschaften. Gendermedizin und Frauengesundheit dürfen nicht nur auf dem Papier stehen. Hier braucht es klare Verbesserungen, etwa durch spezialisierte Frauen-Primärversorgungseinheiten.

In der Elementarbildung sollen das zweite verpflichtende Kindergartenjahr und die Ausbildungsoffensive rasch in Angriff genommen werden. Dass Monatshygieneartikel und Verhütungsmittel endlich steuerfrei werden sollen und es Gratisprodukte an Schulen geben soll, ist ein wichtiger Erfolg gegen Periodenarmut.

Der politische Auftrag ist: Weiterarbeiten, bis echte Gleichstellung erreicht ist. Bis Frauen das Gleiche verdienen wie Männer. Bis sich niemand mehr zwischen Beruf und Familie zerreißen muss. Wir fordern nichts Unmögliches – wir fordern das, was uns zusteht!

Karin Zimmermann ist Bundesfrauensekretärin im ÖGB

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