Vollspaltenböden: Mehr Tierwohl in den Ställen

Mehr Platz und Stroheinstreu: Den Konsumenten muss das auch mehr Geld wert sein
2022 hat die Bundesregierung ein Tierschutzpaket verabschiedet, das unter anderem ein Verbot der „unstrukturierten Vollspaltenbucht“ bis 2039 vorsieht. Das bedeutet mehr Platz pro Schwein, größere Buchten, mehr Beschäftigungsmaterial und Vorgaben zur Strukturierung und Kühlung der Ställe. Obwohl einen durchschnittlichen Betrieb diese Umstellung Zehntausende Euro kosten wird, ortet der VfGH eine zu starke Gewichtung der Wirtschaftlichkeit. Die kommende Regierung hat bis 31. Mai Zeit, einen praxistauglichen Kompromiss umzusetzen und endlich für Klarheit zu sorgen, was auf die Betriebe zukommt.

Michael Klaffenböck
Obwohl Österreich mit Auflagen wie dem Aus der „unstrukturierten Vollspaltenbucht“ oder der verpflichtenden Bewegungsbucht für Sauen bereits Vorreiter in vielen Tierschutzthemen ist, ist diese Weiterentwicklung manchen Organisationen nicht genug. Im Gastkommentar „Letzte Chance für Schweine“ (KURIER, 5. 2.) war die Forderung nach doppeltem Platzangebot und tiefer Stroheinstreu zu lesen. Lassen wir die gesundheitlichen Herausforderungen der Staubbelastung durch Stroh für Mensch und Tier einmal außen vor und fragen: Was würde das eigentlich bedeuten?
Österreichs Schweinebetriebe sind dem Wettbewerb am EU-Binnenmarkt ausgesetzt. Betriebe in Deutschland oder Spanien sind um das Zehnfache größer und produzieren deutlich billiger. Unsere Betriebe sind klein und die Produktion teuer. Würden wir nun mit doppeltem Platz und Stroheinstreu Auflagen einführen, die es sonst in keinem EU-Land gibt, würde österreichisches Schweinefleisch wohl zum Teuersten in Europa werden. Wahrscheinliche Folgen wären die Auslistung heimischer Ware, Betriebsschließungen und eine Verlagerung der Produktion in andere Länder. Wäre das ein Tierschutz-Erfolg?
Die gute Nachricht: Es gibt Qualitätsprogramme, in denen Schweine nach höchsten Kriterien gehalten werden: mehr Platz, Stroheinstreu, Auslauf ins Freie. Im Vorjahr stammten 246.000 der knapp 4.000.000 in Österreich geschlachteten Schweine aus Bio- oder Tierwohlställen – Tendenz steigend. Der Grund für den geringen Anteil von nur 6 % ist der Preis: Bio- und Tierwohlfleisch ist aufgrund höherer Produktionskosten deutlich teurer.
Eine echte, nachhaltige Weiterentwicklung zu besonders tierfreundlichen Ställen kann nur funktionieren, wenn alle mitmachen. Es braucht mehr Nachfrage von Handel, Verarbeitungsindustrie, Gastronomie bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Diese müssen bereit sein, einen Aufpreis für Tierwohl zu bezahlen. Außerdem ist eine klare Auslobung der Herkunft und Haltung notwendig. Ebenso eine attraktive staatliche Unterstützung für besonders tierfreundliche Ställe. Diese Entwicklung wird nicht von heute auf morgen gehen, aber es ist der beste Weg, um unsere heimische Fleischproduktion zu erhalten und Tierwohl zu verbessern.
Michael Klaffenböck ist Geschäftsführer von Schweinehaltung Österreich
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