Trumps Grönland-Träume: Schwierig, teuer und nicht profitabel

Eisblöcke vor Hauptstadt Nuuk: Grönlands Gewässer sind unwirtlich, es mangelt an Infrastruktur 
Die Goldgräberstimmung rund um Grönland ist mehr als unangebracht. Ein Gastkommentar von Stefan Brocza.

Die anhaltende mediale und politische Goldrausch-Stimmung, was Rohstoffvorkommen auf Grönland angeht, steht in keiner Relation zur wirtschaftlichen Realität. Grönland ist seit Jahrzehnten ein riesiger Subventionsfall, der sowohl am Geldtropf seines Mutterlandes Dänemark wie auch der EU hängt. Subventionen aus Kopenhagen machen 40 Prozent der Wirtschaft der semiautonomen Insel und 60 Prozent des grönländischen Staatshaushaltes aus. Dazu kommt ein jährlich mittlerer zweistelliger Euromillionen-Betrag aus Brüssel für das im EU-Vertrag als ÜLG gelistete Grönland. ÜLGs sind jene überseeischen Länder und Gebiete, die als Quasi-Restkolonien von EU-Mitgliedstaaten in den Genuss einer einzigartigen privilegierten Assoziierung mit der EU kommen.

Trumps Grönland-Träume: Schwierig, teuer und nicht profitabel

Stefan Brocza

Damit verbunden sind üppige jährliche Hilfszahlungen aus Brüssel. Diese sind im Regelfall deshalb notwendig, weil diese Überseegebiete alleine wirtschaftlich und politisch nicht überlebensfähig wären. Dies gilt auch und insbesondere für Grönland. Allen Träumereien, was schier unerschöpfliche Bodenschätze angeht, stehen handfeste Gründe gegenüber, warum diese nicht gehoben werden. Einerseits deshalb, weil sie gar nicht so groß und einzigartig sind, wie das oft dargestellt wird. Man muss nämlich zwischen Vorkommen und abbaufähigen Lagerstätten unterscheiden. So schätzt man etwa das Vorkommen von Seltenen Erdmetallen auf über 36 Millionen Tonnen. Abbaufähig davon sind aber nur etwa 1,5 Mio. Tonnen. Und andererseits vergisst man allzu gern, dass Bergbau auf Grönland – trotz oder gerade auch wegen des klimawandelbedingten Tauwetters – alles andere als einfach ist.

Die Insel liegt noch immer unter einem Jahrtausende alten Eispanzer und jede Ausrüstung und jede Art von Infrastruktur muss erst einmal nach Grönland gebracht werden. Und sollte es doch einmal tauen, dann versinkt alles umgehend im Schlamm. Es gibt dort keine Energieversorgung. und qualifiziertes Personal müsste mitgebracht werden. Der Seeweg nach Grönland ist lang und beschwerlich und das dort abgebaute Material müsste wiederum seinerseits in andere Erdteile zur Aufbereitung gebracht werden: Denn diese – wie auch die Weiterverarbeitung von Seltenen Erden – benötigt entsprechende Anlagen, von denen es auf der Welt nur wenige – wiederum vor allem in China – gibt.

Diese Argumente, warum es auf Grönland bisher keinen Bergbau im großen Stil gab, werden auch die nächsten Jahrzehnte Gültigkeit haben. Daran ändern auch die irrationalen Begehrlichkeiten eines irrlichternden US-Präsidenten nichts: Es rechnet sich einfach nicht.

Mit anderen Worten: It’s the economy Donald, stupid!
 

Stefan Brocza ist Experte für Europarecht und internationale Beziehungen. Er vertrat die EU in internationalen Rohstoffabkommen und hatte an der Universität Wien u.a. einen Lehrauftrag zu „Rohstoffimperialismus“. Seine aktuelle Grönland-Analyse erscheint demnächst als Policy Brief der österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE).

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