Bis einen Tag vor der Diskussionssendung stand seitens Puls 4 Cancel Culture auf dem Plan. Doch dann wurde ich informiert, dass das Thema „Wahlen gewinnen mit Asylthematik“ lauten wird. Die Schülerinnen und Schüler waren anfangs enttäuscht. Sie kannten keinen der Diskussionsteilnehmer. Keiner plante daher zuerst, sich im Verlauf der Diskussion zu äußern.
Erst als unqualifizierte Attacken gegen Asylsuchende und Zuwanderer (das wurde immer vermischt) geritten wurden, war bei einigen Schülerinnen und Schülern die Empörung groß. Eine von ihnen entschloss sich, den FP-Politiker mit den möglichen Folgen seiner Politikvorstellung zu konfrontieren. Diese Initiative ging allein von ihr aus. Ich selbst und die Moderatorin, die in der Pause noch mit ihr gesprochen hatte, waren überrascht, dass sie der ersten (uns bekannten) Frage noch eine weitere nachschob, die dann diese unsägliche Replik des Politikers zur Folge hatte.
Die Empörung vieler Schülerinnen und Schüler war danach spürbar, weil sie coram publico als in Wien unerwünschte Personen vorgeführt wurden und sich in der Sendung nicht dagegen wehren konnten. Größtenteils sind sie in Österreich geboren oder im Kleinkindalter nach Wien gekommen, sind extrem gut integriert und zeigen ein hohes Leistungspotenzial in der Schule sowie soziales Engagement.
Wir hatten dann viel zu tun, die Ereignisse am nächsten Tag in der Schule aufzuarbeiten. Uns war es wichtig, dass die Jugendlichen sagen können: „Wir lassen uns das nicht gefallen, wir möchten darauf aufmerksam machen, dass wir Wiener wie alle anderen sind.“ Das war auch der Grund, weshalb sich die Mehrheit der Klasse entschieden hat, die Klage von Anwalt Embacher zu unterstützen.
Stets fordert man von Jugendlichen, sich aktiv in Gesellschaft bzw. Politik einzubringen. Genau das ist hier passiert. Nun gilt es die Schülerinnen und Schüler wieder behutsam in den Alltag zu begleiten und vor ungerechtfertigten Angriffen zu schützen. Ich glaube, dass sie durch die unerwarteten Entwicklungen mehr über Mechanismen in Politik und Medien gelernt haben als andere ihr ganzes Leben lang. Das nehme ich als Positivum mit.
Josef Prinz ist Lehrer am Gymnasium Laaerbergstraße.
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