Lehren aus Trump: Ein Konklave für ein neues Wirtschaftssystem

1982 hat der McKinsey & Company-Berater Julien Phillips in der Zeitschrift Human Resource Management ein Change-Management-Modell veröffentlicht. Daraus entwickelte sich für die Beratungsfirmen ein Milliardengeschäft der Zerstörung bewährter Strukturen, der Entfernung exzellenter Fachkräfte und verantwortungsvoller Manager (golden handshake). Leute wie Herr „Zwetschge“, der ja in Anspielung auf den Ex-Daimler-Chef in Rolf Hochhuths Stück „McKinsey kommt“ Erwähnung findet, haben diese mutwillige Variante der Zerstörung mit viel Elan aufgenommen. Bis heute laufen Jünger der Fehllehre umher, ohne von der Wissenschaft als das entlarvt zu werden, was sie sind: Ignoranten und Zauberlehrlinge. Dabei hätten sie sich auf Schumpeter, der nicht nur den Begriff der schöpferischen Zerstörung geprägt hat, sondern auch den der Innovation, berufen können. Aber das hätte ja volkswirtschaftliche Bildung vorausgesetzt, die aus der Mode gekommen ist.

Anton Bucek
Nun müssen die politischen Zauberlehrlinge zur Kenntnis nehmen, dass die „Change Policy“ eines Donald Trump Einzug gehalten hat. Alle schreien auf, die EU-Kommission empört sich unter dem Motto „Ja derfen’s denn dös?“ und Minister Hattmannsdorfer will die „erste Reihe der Teilnehmer an der Trump-Vereidigung“ abstrafen. Sehr beeindruckend. Wir wollen also Google, Microsoft etc. strafen, wissend, dass wenn sie Österreich „abschalten“, nichts mehr geht, denn die bisherigen Regierungen haben den analogen Bypass für nicht nötig gehalten, zugleich hat man es verabsäumt, europäische Unternehmen zu etablieren, welche eigene digitale Strukturen installieren könnten.
Aber vielleicht hat Trump mit seiner Change Policy gar nicht total unrecht und wir sehen derzeit nur die vermeintlichen Nachteile. Ist nicht auch für Europa eine Chance gegeben, hier im Sinne der volkswirtschaftlichen Resilienz aktiv zu werden und bereits zerschlagene Strukturen wieder und modern zu errichten?
Als nach dem Zusammenbruch der Monarchie die Erste Republik 30% Einfuhrzölle für Fahrzeuge einführte, gründete die altösterreichische Firma Tatra (aus dem heutigen Kopřivnice) mit dem österreichischen Hauptaktionär Ringhoffer AG die Firma Austro Tatra GmbH und begann, Tatra-Fahrzeuge in Wien Simmering zu bauen. Diese Firma erhielt auch Aufträge aus dem öffentlichen Sektor und profitierte vom aufkeimenden Protektionismus. In diesem Zusammenhang fällt Kennern des österreichischen Marktes ein, dass durch den Wegfall aller relevanten Zölle, verbunden mit der Konzentration der Erzeuger auf eine Handvoll Oligopolisten, die einst großartige österreichische Fahrzeugindustrie ausgelöscht wurde. Zur Erinnerung an die in der Zweiten Republik verschwundenen Marken und Betriebsstätten seien Saurer, ÖAF Österr. Automobilfabrik, Gräf &Stift AG und Steyr-Daimler-Puch erwähnt.
Es wäre nun sinnvoll, wenn sich die europäischen Nationalökonomen und konstruktiv-unvoreingenommenen politischen Kräfte ohne Ausgrenzung zusammensetzten und wie in einem Konklave die Change Policy zur Wahl eines künftigen Wirtschaftssystems nützten. Es könnte sogar ein dem Distributismus nachempfundenes Modell (Enzyklika „Rerum Novarum“, Papst Leo XIII., 1891) entstehen, ähnlich jenem Wirtschaftsmodell, das von 1945 bis in die 1980er Jahre als „Wirtschaftswunder“ Basis für Frieden, Wohlstand, Wachstum und soziale Absicherung war, bis eben McKinsey kam.
Anton Bucek ist Ehrenpräsident des Management Club Salzburg, vormals Werbeleiter der Bundes-ÖVP, Mitglied im Salzburger Stadtsenat
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