Konklave: Trump als Elefant in der Sixtina

Spätestens als Präsident Trump in Rom landete, wurde wohl allen Kardinälen klar, dass die Wahl des neuen Pontifex auch eine weltpolitische Dimension hat. Papst Franziskus war eine bedeutsame Gegenstimme gegen den Mann aus Mar-a-Lago. Etwa 2016, als er Trumps Grenzmauer als Schande kritisierte. Seine lesenswerte Autobiografie ist voller Kritik am globalen Rechtspopulismus. US-Vize Vance, ein konservativer Katholik, wird nichts unversucht lassen, das Konklave im Sinne Washingtons zu beeinflussen. Im Februar gab es schon heftigen Streit zwischen Vance und Franziskus über die Bedeutung der Nächstenliebe, die nach Vance nur seinesgleichen, nicht Fremden gelten darf. Welche Verzerrung des Matthäus-Evangeliums und Jesu Vision des Jüngsten Gerichts!
Zur Ausgangslage: nicht nur in Europa, sondern auch in Lateinamerika haben Säkularisierung und Kirchenferne massiv Einzug gehalten. Mit den Daten des World Values Survey (2017-2022) lässt sich schätzen, dass weltweit nur mehr 40 % der Katholiken regelmäßig die Gottesdienste besuchen. Dies gilt auch für die „katholischen Großmächte“ mit jeweils mehr als 50 Mio. Gläubigen (Brasilien, Mexiko, die Philippinen, die USA und Italien). In Österreich besuchen ca. 17 % der Katholiken den Sonntagsgottesdient. Nur in einigen ärmeren Entwicklungsländern kommen noch mehr als 70 %.

Arno Tausch
Die Antworten der Ultras auf diese Krise würden die Kirche weiter ins Abseits führen. Ihr Wortführer ist US-Kardinal Burke, der schon 2016 gegen Franziskus eine Beschwerde (Dubia) wegen seiner Erlaubnis der Kommunion für Geschiedene einbrachte. Zu Trumps Getreuen in der Sixtina gehört auch der New Yorker Kardinal Dolan, der Trump im Weißen Haus so enthusiastisch segnete.
Wie werden die Würfel fallen? Von den 135 Elektoren (zwei Erkrankte) gehören 27 der Kurie an. Nur 5 wurden von Johannes Paul II ernannt, 22 durch Benedikt XVI, aber schon 108 durch Franziskus. Im globalen Süden sind viele Kirchenführer am Werk, die das Evangelium vor allem als Nähe zu den Menschen und Solidarität mit den Armen verstehen. Im Denken und Handeln Franziskus besonders ähnlich ist da der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle (Jg. 1957).
Man braucht kein Prophet zu sein, um zu erahnen, dass im Konklave Trumps de facto Parteigänger versuchen werden, einen Kandidaten ihrer Wahl – vorzugsweise den erzkonservativen guineischen Kardinal Sarah ins Rennen zu schicken. Zu den möglichen Wortführern gegen eine solche Wende könnten die profilierten Sozialwissenschaftler in der Sixtina – Kardinal Turkson aus Ghana und der kanadische Jesuit Kardinal Czerny gehören. Czerny stammt aus einer Familie von Shoah-Überlebenden in Brünn, promovierte in Chicago und lehrte an der Wirkungsstätte der 1989 in El Salvador ermordeten Jesuiten, deren zwei, Ellacuría und Montes, übrigens in Innsbruck zu Priestern geweiht wurden.
Czerny, Turkson, und wohl auch der luxemburgische Jesuitenkardinal Hollerich werden die Kirche der Armen hochhalten, für die Jorge Maria Bergoglio immer eingestanden ist. Einer der „volksnahen“ Kardinäle des globalen Südens, der Franziskus nahestand, wird dann das Rennen machen. Mögen sie erfolgreich sein.
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