I am (also!) from Austria

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Auslandsösterreicher werden schlecht behandelt. Ein Gastkommentar von Arlette Zakarian und Veit Dengler.

Mehr als 600.000 Österreicher haben ihren Lebensmittelpunkt im Ausland. Würden sie in einem Bundesland leben, wäre es größer als Kärnten oder Salzburg. Sie leisten einen wertvollen Beitrag für unser Land. Sie fördern den kulturellen, gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Austausch und die internationale Vernetzung; sie prägen das Image des Landes und bringen Know-how in die Heimat.

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Arlette Zakarian

Leider werden sie schlecht behandelt. Laut eines Gesetzes aus den 1960er-Jahren verlieren sie bei Annahme einer anderen Staatsbürgerschaft automatisch die österreichische. Wer Österreicher bleiben will, riskiert im Wohnland massive Nachteile: Berufschancen, die verwehrt bleiben; Familienmitglieder mit verschiedenen Staatsbürgerschaften; Großeltern, die nicht bei ihren Enkeln leben, kranke Familienmitglieder, die nicht gepflegt werden können.

Es wäre nicht Österreich, wenn manche es sich nicht richten könnten: jedes Jahr behalten einige Hundert Menschen ihre Staatsbürgerschaft, obwohl sie eine ausländische annehmen. Die Kriterien dafür sind nicht klar definiert. Die Praxis zeigt: mit guten Beziehungen, Geld oder einem klingenden Namen kann man problemlos Ausnahmen – eine Beibehaltungsgenehmigung – bekommen.

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Veit Dengler

Schlimmer noch: Jährlich verlieren mehrere Hundert ihre Staatsbürgerschaft, weil sie nicht wussten, dass eine Beibehaltungsgenehmigung erforderlich ist, sie diese nicht erhalten haben oder weil sie die Staatsbürgerschaft durch Fristablauf dennoch verloren haben. Durch die Hintertür (z. B. binationale Elternschaft) ist aber die Doppelstaatsbürgerschaft schon in Österreich angekommen. Jedes fünfte Kind wird als Doppelstaatsbürger geboren, Tendenz steigend. Zudem sind mehr als 8.000 Nachkommen von Opfern des NS-Regimes in den letzten zwei Jahren wieder Staatsbürger geworden. Und manch einer kann bei der Einbürgerung seine erste Staatsbürgerschaft behalten, weil das Herkunftsland, zum Beispiel Iran, die Aufgabe der Staatsbürgerschaft verbietet.

Heuer hat ein Bündnis von Auslandsösterreichern mit einer parlamentarischen Bürgerinitiative Druck für eine Änderung des Staatsbürgerschaftsgesetzes gemacht und weltweit Unterschriften gesammelt. 6.000 Auslandsösterreicher:innen haben ihren politischen Willen zum Ausdruck gebracht und fordern „klare & praktikable Kriterien“, damit im Ausland lebende Österreicherinnen und Österreicher eine zweite Staatsbürgerschaft annehmen können, ohne die österreichische zu verlieren.

Als weiterer Schritt sollte Österreich nach dem Vorbild Frankreichs einen eigenen Wahlkreis für Auslandsösterreicher einrichten, anstatt sie existierenden Wahlkreisen zuzuordnen, zu denen sie nach Jahrzehnten oft kaum Bezug haben.

Manche Reformen sind schwer. Diese sollte schnell machbar sein.

Arlette Zakarian ist Anwältin und Vorsitzende der Neos-Auslandsösterreicher. 
Veit V. Dengler ist Unternehmer. Beide lebten lange im Ausland.

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