Zukunftsfrage Fleisch: "Tägliches Schnitzel“ nicht zielführend

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Es wird Zeit, über unsere Ernährung zu sprechen. Ein Gastkommentar von Klaus Atzwanger.

Die Diskussion um die Beiträge unterschiedlicher Branchen zur Klimakatastrophe wird gerne benutzt, um Einzelmaßnahmen zu blockieren. Zusätzlich wird mit der Idee des „persönlichen ökologischen Fußabdruckes“ eine Verantwortungsverschiebung begangen, die ihresgleichen sucht. In keinem anderen Lebensbereich wird dermaßen an die Eigenverantwortung appelliert. Bei Klimamaßnahmen hingegen soll der Einzelne den entscheidenden Beitrag leisten, weil einige politische Parteien die Dramatik des Klimawandels nicht ernst nehmen und gesetzliche Initiativen blockieren.

Zukunftsfrage Fleisch: "Tägliches Schnitzel“ nicht zielführend

Klaus Atzwanger

Wenn man die Beiträge verschiedener Branchen vergleicht, wird klar, dass die Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energiegewinnung, die Abholzung der Wälder, Viehzucht und Mobilität Hauptprobleme der Erderwärmung sind. Die Umstellung der Energiegewinnung weg von fossilen Brennstoffen hin zu „grünem Strom“ ist ein Prozess, der auf europäischer Ebene mittelfristig geplant und machbar ist.

Auch im Bereich Mobilität nimmt die Diskussion um die Gewinnung von Energie ohne Verbrennung fossiler Brennstoffen Fahrt auf. Das Thema Ernährung führt jedoch ein stiefmütterliches Dasein, auch wenn es einerseits über die Waldabholzung und andererseits über die Massentierhaltung, und den damit verursachten Methanausstoß, auf die Erderwärmung einzahlt.

Die Schnitzelfrage

Es wäre daher an der Zeit, auch über die Ernährungsgewohnheiten der Menschen zu diskutieren, um klarzustellen, dass „das tägliche Schnitzel“ nicht zielführend ist. Wie auch bei allen anderen Maßnahmen muss hier gelten: Plädoyers an die Eigenverantwortung sind das eine, gesetzliche Maßnahmen das andere. Es sollte eine der am schnellsten realisierbaren Maßnahmen sein, über die Bewusstmachung der negativen Auswirkungen des hohen Fleischkonsums sowohl für das Klima als auch für die Gesundheit ein Umdenken zu schaffen. Zusätzlich sind gesetzliche Maßnahmen erforderlich, die eine Umstellung der fleischverarbeitenden Branche zu umweltverträglicheren Produkten beschleunigt.

Das Festhalten an alten Mustern nach dem Stichwort „wir lassen uns unser Schnitzel nicht nehmen“ ist kontraproduktiv. Denn es geht nicht um kompletten Verzicht und eine radikale Ernährungsumstellung auf „vegan“, es geht um eine Reduktion der Fleischproduktion, die deutliche Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß hätte.

Gerade konservative Kreise sollten sich daran erinnern, dass es nur wenige Generationen her ist, als Fleisch in den meisten Bevölkerungsschichten nur am Sonntag auf den Tisch kam. Die Reduktion des Fleischkonsums ist unumgänglich. Es ist eine jener Maßnahmen, die effektiv, rasch umsetzbar und verhältnismäßig „günstig“ zu erzielen sind. Es wird höchste Zeit, diese gesetzlich voranzutreiben.

Klaus Atzwanger ist Verhaltenswissenschafter und Unternehmensberater.

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