Trump und seine Deals: Für eine Handvoll Dollar

George Washington (hier auf einem Bild von Robert Colescott) hat 1776 auch nicht gedealt
Deal“ ist ein Lieblingswort Donald Trumps. Daher ist auch die Assoziation des US-Präsidenten mit einem Cowboy (wie einst Ronald Reagan) verfehlt. Denn Trump ist kein Kämpfer, sondern ein Krämer; und sein Land die Heimat der „Deals“. Wenn man das Buch „Die Kunst des Überzeugens“ (Viktor Baumgarter/Alexander Peer) liest, kommt man ins Grübeln über historische „Deals“: 1803 erwarben die USA das riesige Gebiet „Louisiana“ (an dessen Terrain heute 15 Bundesstaaten Anteil haben) von Napoleon I. und 1867 die „Gefriertruhe“ Alaska von Zar Alexander II. Frankreich und Russland brauchten kriegsbedingt dringend Geld und die USA gaben freudig (wenn auch nicht ohne innenpolitische Widerstände). Dabei waren genauso wenig ethische oder moralische Überlegungen im Spiel wie in all den Jahrhunderten, da die europäischstämmigen Siedler für Glasperlen und Feuerwasser den Ureinwohnern Land und Leben nahmen und Afrikaner versklavten.

Martin Haidinger
Ihre Präsidenten (lange Zeit meistens Generäle oder Anwälte) folgten dem „philosophischen Pragmatismus“ ihres ersten eingeborenen Philosophen William James (1842–1910). Er lehrte in Harvard, dass nicht das Denken oder die Ethik für die Frage nach dem Wahrheitswert entscheidend sind, sondern allein die Tat, die Handlung (Pragma) und ihr Erfolg. Überkommene Moral und Bezüge zum Seelischen spielen dabei keine Rolle. Einziger Bezugspunkt ist der Individualismus des Menschen, „der sich selbst seine Erfahrungen organisiert.“ Willkommen im Reich der Parallelwelten und alternativen Wahrheiten!
Was scheren Trump, Vance, Musk & Co die Schicksale von patriotischen Kämpfern fremder Länder wie Selenskij und seinen Landsleuten, wo sie doch nicht einmal ihr eigenes Land und Volk lieben? „America first!“ ist ein Slogan, der Patriotismus suggeriert, doch was hätte der einstige Wehrdienstvermeider Donald Trump anstelle von George Washington 1776 getan? Hätte dieser mit den Engländern gedealt und den Delaware nicht überquert, säßen die Amis heute auf kleinen, feinen Enklaven an der Ostküste, umgeben vom Groß-Kanada König Charles III. – Deal! Und hätte Abe Lincoln 1861 mit den Südstaaten einen Deal vereinbart, anstatt in den Kampf zu ziehen, hätte er mit Jefferson Davis einen Paarlauf hingelegt und eine ganz kuschelige Vereinbarung getroffen: „Behaltet Eure Sklaven und macht uns dafür einen guten Preis für Eure landwirtschaftlichen Produkte – Deal!“ Im alten Wien nannte man das „Greißler-Mentalität“: Der Krämer holt auf dem Naschmarkt einen guten Preis für die Krauthappeln heraus und fertig. Dass dabei die Landarbeiter Verluste einfahren, ist völlig egal – Deal!
Wie geht politisches Verhandeln fernab medialer Fallenstellerei? So wie im Oval Office zwischen Trump und Selenskij jedenfalls nicht. Ausgedealt!
Martin Haidinger ist Historiker und leitender Ö1-Wissenschaftsredakteur. Radio-Tipp: „Science Arena“ am 31. 3. (16.05 Uhr) zum Thema „Politisches Verhandeln – wie geht das?“
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