Ambulantisierung ist die Zukunft des Gesundheitssystems

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Der medizinwissenschaftliche und medizintechnische Fortschritt muss strukturell und wirtschaftlich abgeholt werden. Ein Gastkommentar von Wilhelm Marhold.

Moderne Medizin kann es. Der medizinwissenschaftliche und der medizintechnische Fortschritt machen es möglich. Therapien werden immer minimal invasiver, immer punktgenauer, immer schneller. Immer mehr tagesklinisch, immer mehr tagesambulant statt Tag/Nacht stationär – ambulantisiert also.

Der bundesdeutsche Gesetzgeber hat im Gesetzestext neulich den Terminus „Tagesbehandlung im Krankenhaus (§ 115e SGB V ) “ verankert. „Ambulantisierung“ ist der Terminus für die Zukunft der Spitalversorgung der Kranken. Wirtschaftlich effizient, patientenfreundlich und personalfreundlich.

Wer geht nicht gerne nach der Therapie schon am Abend aus dem Spital nach Hause?

Wer arbeitet nicht gern tagsüber im Spital oder in einer ambulantisierten Spitalsexpositur, statt ein Leben lang – zwar enorm wichtig und nach wie vor mit Empathie erbracht – Nachtdienste zu leisten?

Was in Österreich zunehmend notwendig wird, sind ambulantisierte Strukturen der Spitalversorgung. Das heißt, den medizinwissenschaftlichen und medizintechnischen Fortschritt auch strukturell und wirtschaftlich abzuholen.

Wilhelm Marhold

Wilhelm Marhold

Schwerpunktspital teuer

Für eine immer größer werdende Zahl von operativen Eingriffen fast aller Fachrichtungen beispielsweise ist es nicht mehr notwendig, die Kosten eines Schwerpunktspitals zu bemühen. Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, (SPÖ) hat, dies erkennend, schon bei den letzten Finanzausgleichsverhandlungen im Jahr 2023 eine eigene „Finanzierungssäule“ dafür gefordert.

Inzwischen sieht das von ihm dadurch vorangetriebene LKF-Modell 2025 der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung eine gleiche Bepunktung für stationäre wie für ambulantisierte Leistungen vor. Die Österreichische Gesundheitskasse sollte dabei mittun. Letztlich ersparen sich alle, die das System ja gemeinsam finanzieren, bei der Ambulantisierung einiges. Dazu gehören ein klares Konzept, Mut und ein Höchstmaß an Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Öffentlichkeit mit den Medien. Kreativität und Verbesserungswille für neue Spitalsstrukturen ist vom Management gefordert. Immer nur auf die Politik hinzudeuten, ist zu wenig.

Ansätze in NÖ

Niederösterreich hat in seinem neulich vorgestellten Spitalsplan mutig aufgezeigt. Ein ganzes Spital im nördlichen Waldviertel wird zu einem modernen Ambulanzzentrum. Sie müssen das nur noch gut kommunizieren – siehe oben.

Damit nicht solche Hoppalas passieren wie mit dem Lorenz-Böhler Unfallkrankenhaus und mit dem bei der steirischen Landtagswahl heiß diskutierten Leitspital Stainach-Pürgg.

Gehen wir’s an. Konzeptiv klug und mutig wird für alle Effizienz im Spitalsbetrieb machbar sein.

Zum Autor:

Wilhelm Marhold ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Konsulent in der Gesundheitswirtschaft; von 2005 bis 2014 Generaldirektor des damaligen Wiener Krankenanstaltenverbundes.

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