Fünf Vorsätze für das Neue Jahr

Leitartikel: Weniger essen und trinken halten wir eh nicht durch. Wie wär’s mit weniger hetzen und mehr denken?
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Guten Morgen, liebe Kater und -innen! Schon einigermaßen ausgeschlafen? 1,6 Millionen gibt es von euch in Österreich. Heute werden es wohl einige mehr sein. Auch zu deren Haltern wollen wir hier durchdringen, selbst wenn der Neujahrstag nicht unbedingt der geeignete für lange Debatten ist. Daher zunächst einmal nur ganz kurz: Ein glückliches, gesundes, erfülltes Neues Jahr! Das hätten wir uns alle verdient.

Der 1. Jänner ist traditionellerweise der Tag des Neujahrskonzertes, das in diesem Jahr mit Christian Thielemann besonders spannend werden dürfte. Und der Tag der Skispringer. Der 2. Jänner ist dann der Tag, an dem die Einschaltquoten bekannt werden und sich manche wundern, dass bei den Philharmonikern mehr Menschen zuschauen als bei den Sportlern. Ja, Österreich ist eine Kulturnation. Obwohl das im internationalen Wettbewerb keine Selbstverständlichkeit mehr ist und wir auch da mehr nach vorne statt nur zurückschauen sollten.

Vordenken statt nachdenken

Nach vorne schauen, das ist grundsätzlich ein beliebtes Spiel am 1. Jänner, nachdem wir zu Silvester möglicherweise weinselig zurückgeblickt haben. Was wären also sinnvolle Vorsätze für bzw. Wünsche ans Neue Jahr?

Öfter schweigen statt reden: Nicht alles, was als Schallwellen unsere Lippen verlässt, ist von großer Reflektiertheit. Es wäre gut, fallweise erst zu denken, ehe wir Urteile fällen. Vordenken also statt nachdenken.

Mehr Wert auf die Sprache legen: Haben Sie noch gespeichert, dass Winston Churchill einst den Nobelpreis für Literatur (!) bekommen hat? Das wäre in Zeiten der Weltpolitik via Twitter undenkbar. Aber auch heute müssten Politiker bedenken, was sie mit ihrer Sprache anrichten können. Menschenverachtende Botschaften an die eigenen Wähler sind fatal für das ganze Land.

Inhalte über Ideologien stellen: In der Politik ist es mittlerweile wie auf der Autobahn: Wer das Tempolimit einhält, ist der Buhmann, wird angehupt und von Rasern rechts und links überholt. Das Schlimmste für die Hetzer ist die mittlere Spur. Wer in der Mitte fährt, ist der Feind. Wie schön wäre ein Bekenntnis zu einem gemeinsamen Weg, bei dem es nicht um rechts, links, oben oder unten, sondern um das Erreichen eines Zieles geht.

Besser auf die Umwelt aufpassen: Ist ja ganz schick, dass Plastiksackerln verboten werden. Aber in Anbetracht der nötigen Maßnahmen ist das freilich eine Alibiaktion. Noch wichtiger als jedes Gesetz ist jedoch das Bewusstsein, dass die Umwelt bei uns daheim beginnt und nicht erst beim Nachbarn.

Die EU als große Errungenschaft schätzen: Vor allem in diesem Jahr, in dem die Kuschel-Regierung angesichts des nahenden Wahlkampfes vor ihrer ersten Ehekrise steht, zentral. Brüssel kritisieren ist gut und wichtig. Aber jede EU-Kritik ist immer auch Selbstkritik.

Was man sich von der internationalen Politik wünschen müsste? Ein zweites Brexit-Referendum, ein erfolgreiches Merkel-Finale, Stabilität in Frankreich und einen Wecker für Italien. Nur bei Trump weiß man gar nicht, wo man mit dem Träumen beginnen soll.

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