Feiern! Jetzt!

Feiern! Jetzt!
Der KURIER zeichnet schon zum 34. Mal die beliebtesten Film- und Fernsehstars aus. Dabei geht es um viel mehr als nur um ein paar Preise
Gert Korentschnig

Gert Korentschnig

Die KURIER ROMY hat ein bissl was vom Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker: eine lieb gewordene Tradition, ein Plädoyer für Unterhaltung(smusik), durchaus verknüpft mit ernsthaften Botschaften, in erster Linie fürs Fernsehen aufgeführt – und für beide Veranstaltungen ist es gar nicht so leicht, Karten zu bekommen.

Die ROMY hat auch einiges vom Song Contest: eine schrille Party, Überraschungseffekte auf der Bühne, eine Publikumswahl – und am Ende wissen alle besser, wer eigentlich gewinnen hätte müssen.

Und in diesem Jahr hat die ROMY – bei aller Bescheidenheit – sogar etwas vom Oscar: Brendan Fraser, der soeben erst in Los Angeles als bester männlicher Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, wird in der Hofburg geehrt. Dass er dafür extra nach Wien kommt, freut uns sehr. Welcome, Mr. Fraser, your movie „The Whale“ is great!

Auch dass Otto Waalkes, der (einzige?) berühmte Ostfriese, der lustigste und gleichermaßen anarchistische Deutsche, für sein Lebenswerk gewürdigt wird, ist nicht nur höchstverdient, sondern garantiert der TV-Übertragung einen unvergesslichen Moment. Überzeugen Sie sich selbst!

So, jetzt aber genug der Vorab-PR für die wichtigste KURIER-Veranstaltung des Jahres, kommen wir zu ein paar Fragen, die sich rund um die ROMY stellen. Zum Beispiel: Ist es der richtige Moment zu feiern, wenn nicht allzu weit entfernt ein Krieg tobt, wenn hier die Inflation so hart wie seit Jahrzehnten nicht zuschlägt, wenn viele Menschen nicht wissen, wie sie die nächste Gasrechnung bezahlen sollen?

Selbstverständlich muss weiterhin gefeiert werden, es gibt gar keinen falschen Zeitpunkt dafür, sei es, um von der brutalen Realität abzulenken, sei es, um sich auf die wenigen verbindenden Dinge zu konzentrieren, die wir haben.

Die Politik ist es ja bestimmt nicht, die die Gesellschaft gerade vereint. Bei aller Nörgelei gegen das aktuelle Fernsehprogramm, bei aller Skepsis gegenüber künstlerischer Produktion – die Kultur zählt immer noch zu den wenigen Bereichen, auf die sich Menschen verständigen können, egal ob es sich um ein Philharmoniker-Konzert oder eines aus dem Bereich der volkstümlichen Musik handelt. Gehört und geschaut wird von jedem, nur die Richtung macht den Unterschied aus.

Die Kultur ist auch jener Teil der menschlichen Errungenschaften, für den sich die Frage nach Grenzen, sowohl geografisch also auch ideologisch, nicht einmal stellt. Woher unsere Lieblingsschauspielerin kommt, ist völlig irrelevant. Und auch die Frage, ob konservativ oder innovativ wäre für eine qualitätsvolle Kunst nicht existent. Leider sind aber Toleranz, Fantasie, Ausbrechen aus der Schublade und der Glaube an den Propheten im eigenen Land in Österreich nicht sehr stark ausgeprägt.

Feiern! Jetzt!

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