Heumarkt: Es gibt hier nichts zu sehen!

Bisher unveröffentlichte Visualisierung: Ein 55 Meter hoher Hotelblock und ein 27 Meter hohes Bürogebäude bilden den „Plan B“.
Die Stadt ist bei der Präsentation der neuen Pläne für den Heumarkt Bilder schuldig geblieben. Aus gutem Grund.
Christoph Schwarz

Christoph Schwarz

Es ist ein verbreiteter Irrglaube unter zwei- bis vierjährigen Kindern: Sie müssten sich, so die Annahme, bloß die Augen zuhalten – und schon werden sie nicht mehr gesehen.

Auch die Wiener SPÖ scheint in ihrer stadtplanerischen Entwicklung im frühkindlichen Stadium stecken geblieben zu sein. Beim umstrittenen Hochhausbau am Heumarkt agiert sie nach ähnlich simplen Mustern: Wenn den neuen Plan bloß keiner sehen kann, dann kann ihn auch keiner kritisieren!

Seit zehn Jahren wird an dem Prestigeobjekt, das auf dem Areal entstehen soll, herumgeplant. Immer wieder gibt es Entwürfe und Adaptierungen – immer wieder bescheinigt die UNESCO der Stadt, dass ihre Vorstellungen nicht welterbetauglich seien. In der Öffentlichkeit machte man sich mit den ständig neuen Visualisierungen zum Gespött.

Ernst Woller, roter Landtagspräsident und Welterbebeauftragter ohne besondere Ambitionen, löst das Problem nun wie erwähnt: Vom (angeblich) finalen Entwurf zeigt er einfach keine Bilder mehr. Auch sonst geizt er mit Details.

Seine Argumentation, dass man auf die Detailplanungen und das finale Okay der UNESCO im Sommer warten wolle, macht die Sache nicht besser – sondern schlechter. Die SPÖ verspricht seit Jahr und Tag eine Lösung, die sie ein ums andere Mal verzögert, vertagt und verschiebt. (Die SPÖ könnte auch eingestehen, dass sie gar kein Interesse am Erhalt des Welterbestatus hat. Dafür fehlt ihr aber der Mut.) Weshalb Investor Michael Tojner, um dessen Gebäude es geht, bei dem Theater noch mitmacht, ist überhaupt eine andere Frage.

Seiner SPÖ erweist Woller einen Bärendienst: Wenn es der Bürgermeisterpartei, seit einem Jahrzehnt nicht gelingt, ein einzelnes Bauprojekt regelkonform über die Bühne zu bringen – wer soll ihr dann noch glauben, dass sie für die städtebauliche Zukunft der gesamten Stadt die richtigen Konzepte hat? Dabei ist eine (bestenfalls visionäre) Stadtplanung eines der zentralen Zukunftsthemen einer wachsenden Metropole. Davor kann auch die SPÖ nicht die Augen verschließen.

Heumarkt: Es gibt hier nichts zu sehen!

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