Eine Hochzeitsfeier als Polit-Peinlichkeit

Frau Kneissl war schlecht beraten, den hoffentlich schönsten Tag ihres Lebens der Politik auszuliefern.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Glückliches Österreich, glückliche Politiker. Das Privatleben von Mitgliedern der Bundesregierung ist noch immer weitgehend tabu, Landeshauptleute oder Ministerinnen leben ganz ohne Begleitschutz, Verteidigungsminister Mario Kunasek hat kürzlich privat, in aller Ruhe, geheiratet. Das und alles persönliche Glück der Erde hätten wir auch Außenministerin Karin Kneissl gegönnt, mit einer netten Hochzeitsfeier im Kreise der Lieben und von Arbeitskollegen.

Aber Kneissl wollte mit dem russischen Staatspräsidenten feiern, der sie übrigens bei ihrem Moskau-Besuch nicht empfangen hat. So nahe dürften die beiden einander also nicht stehen.

Warum also die Hochzeitsshow, die zur politischen Peinlichkeit wird? Im Idealfall war es der Geltungsdrang einer Jungpolitikerin, die sich nicht leicht im Amt eingefunden hat. Im schlimmsten Fall ist es der Versuch der FPÖ, den von ihr geschätzten, autoritär agierenden Putin zu hofieren, mit allen negativen Konsequenzen. Wer als „Brückenbauer“ zwischen Russland und der Ukraine auftreten wollte, steht nun blamiert da, Ex-Geheimdienstler Putin bekommt seine große Show. Manche freuen sich über die Bedeutung des Landes, andere wiederum ärgern sich über die Kosten des Besuchs.

Das an klugen Diplomaten reiche Außenministerium hat offenbar die Gefahr erkannt und bemüht sich um Schadensbegrenzung: „Es ist in erster Linie eine private Feier und ein persönlicher Besuch und daraus ergibt sich keine Änderung der außenpolitischen Positionierung Österreichs.“ Haben wir das notwendig gehabt, dass wir der ganzen Welt versichern müssen, dass wir eh ein verlässlicher Partner innerhalb der EU sind?

Videokommentar: Helmut Brandstätter über Putin-Besuch bei Kneissl-Hochzeit

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