Hierzulande hat sich eine Rezession angeschlichen. In der Immobranche gibt es nach Zinswende und Baukostenexplosion auch abseits von Signa Kündigungswellen. Die starke Autozulieferindustrie wird von der Ökowende und dem (chinesischen) E-Autoboom erdrückt. Gerade meldete die MGG Herzogenburg, ein europaweit führender Hersteller von Aluguss-Teilen, Insolvenz an. Die Energiekosten für die Industrie sind mittlerweile dreimal so hoch wie etwa in den USA (von China und Indien nicht zu reden, wohin jetzt russisches Erdöl fließt) – ein scharfer Wettbewerbsnachteil. Die – im Gegensatz etwa zur Schweiz – zum Teil reichlich hohen Lohnabschlüsse werden die Inflation weiter treiben. Eine krisengeschüttelte Branche wie der Handel wird die 8,43-Prozent-Erhöhung wohl nur mit Preiserhöhungen verdauen können.
Noch steht Österreich gut da. Aber Studien prognostizieren einen Abstieg, vor dem viele Sozialromantiker noch die Augen verschließen. Die international vergleichsweise extrem hohen (Sozial-)Standards lassen sich nur halten, wenn man härter und länger arbeitet. Sonst wird die „Generation Schneeflocke“ verweht, die nicht mehr Vollzeit und am liebsten im Homeoffice mit einem Hafer-Latte in der Hand, jedenfalls sicher nicht in einer Hierarchie, schon gar nicht am Wochenende arbeiten will. Und: Alle wollen Dienstleistung, aber kaum jemand möchte Dienstleister sein. Das setzt dem Gesundheits- und dem Bildungsbetrieb, aber auch dem Tourismus und der Gastronomie zu (was auch hier wiederum die Preise treibt).
Weil wir uns aber bald in einem Wahljahr befinden, wird, statt Tacheles zu reden, wahrscheinlich lieber SNU (Strategisch notwendiger Unsinn) verbreitet und damit die ohnehin schon viel zu große Politikverdrossenheit gefördert – was wiederum der FPÖ nutzt. Ein Kanzler Kickl ist nicht mehr ausgeschlossen. Wobei 2024 auch eine Art Lackmustest für die Demokratiefähigkeit des Landes wird: Ist es möglich, politische Diskussionen ohne Hass und anonyme Social-Media-Troll-Armeen zu führen?
Aber vielleicht birgt das kommende Jahr ja nach den vielen „schwarzen Schwänen“ der vergangenen Zeit sogar positive Überraschungen. Schon Erich Kästner schrieb: „Wirds besser, wirds schlimmer? Fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.“
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