Eigene Medizin

"Wilhelmer schaut fern": Über mittelbare Folgen des Falls Claas Relotius im Spiegel
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Herzlichen Dank, Spiegel. Am Christtag im Kreise der Familie fröhlich „Ich erfinde jetzt eine Kolumne“ trompeten und die Reaktionen abwarten. Fragen Sie nicht.  Der Fall des journalistischen Münchhausen Claas Relotius, der für das renommierte deutsche Magazin auf kriminelle Weise Fakten erfand, wirkt bis in die hinterste Verzweigung unserer gemeinsamen  Öffentlichkeit. 

Dabei ist  die ironische Mischung aus „Lügenpresse“-Vorwurf und Einzelfall-Gag aus unserer Leserschaft noch harmlos. Lesen Sie bitte nie auf Twitter die Abermilliarden glasklaren Urteile darüber nach, wie a) das Genre Reportage tot sei, b) „Schönschreiben“ des Teufels sei und überhaupt c) sämtliche Experten schöne Sätze auf Lager haben, die möglichst in die Schlagzeile eines Branchendienstes passen.  Sie ahnen: Es nervt.

Aber es ist nur fair: Die üble Eigenart, einen Sachverhalt allgemeingültig über sämtliche Knie zu brechen, entstammt dem Journalismus selber. Ein bisschen eigene Medizin also.

Bitter.

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