Die Streitlust ist größer als der Reformwille
Liebhaber des politischen Schlammcatchens werden in den kommenden Jahren voll auf ihre Rechnung kommen: Mit Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Ärztekammer-Vizepräsident Stefan Ferenci treffen nun in der Wiener Gesundheitspolitik zwei Kontrahenten aufeinander, die oft genug schon bewiesen haben, dass sie keineswegs ein Liebhaber der feinen Klinge sind.
Der sehr heftig und teils auch mit persönlichen Angriffen geführte Streit um die Engpässe in den Wiener Spitälern rückt aber die eigentlichen Fragen aus dem Blickfeld: Wie konnte es passieren, dass eines der besten Gesundheitssysteme der Welt in eine derartige Schieflage geraten ist, dass die Mitarbeiter in Scharen Reißaus nehmen, überall Betten gesperrt und Patienten nicht mehr wie gewohnt versorgt werden können? Nicht nur in Wien, sondern österreichweit.
Banale Diagnose
Auch wenn die Diagnose mittlerweile banal klingt: Es sind die Versäumnisse von Jahrzehnten, die jetzt die Versorgung in die Knie zwingen: Ein völlig falsch aufgestelltes und zersplittertes Finanzierungssystem, das die Patienten, die in der Ordination behandelt gehören, in die Spitäler treibt und dringend benötigte niedergelassene Mediziner in die Karriere als Privat- oder Wahlarzt.
Dass sich hier endlich Entscheidendes tut, ist trotz der jüngsten Beteuerungen der Gesundheitslandesräte zweifelhaft. Denn dafür müssten erst alle Beteiligten an einen Tisch zusammenfinden. Angesichts der aktuell in Wien von Eitelkeit und Profilierungssucht getragenen Grabenkämpfe scheint es nicht so, dass der Wille dazu besteht. Wer auf der Strecke bleibt, ist der Patient.
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