Die Regierung als Marketingmaschine

Die Regierung zelebriert ihren Ministerrat in Brüssel. Verkommt die Politik zur PR-Show?
Martina Salomon

Martina Salomon

Politik ohne Marketing – das geht immer weniger, ging in Wahrheit nie. Ist das gut? Ja, weil die Politik sonst nicht bei den Menschen ankommt. Nein, weil Politik Gefahr läuft, zur leeren Hülle zu verkommen. Interessanterweise setzen speziell VP/FP-Regierungen stark auf Inszenierung.

Mit dem Brüsseler Ministerrat soll wohl auch demonstriert werden, dass die EU-skeptischen Blauen in jeder Hinsicht in Europa angekommen sind. Keine schlechte Idee. In der Öffentlichkeitsarbeit ist diese Regierung fast beängstigend (für ihre Gegner) perfekt. Ganz glattgebügelt ist die zweite Reihe der Freiheitlichen aber noch nicht, das zeigte sich Dienstagabend im ORF-Report, wo sich Generalsekretär Vilimsky auf extrem heikles Terrain begab. Er wolle zwar nicht Unsicherheit in die Debatte bringen, aber man müsse über andere Varianten nachdenken, „wenn der Euro nicht mehr funktionieren sollte“. Wie bitte? Beruht Währung nicht vor allem auf Vertrauen? Eine Regierungspartei darf das nicht gefährden.

Bisher hat die ÖVP (auch bei der zähneknirschenden Zustimmung zur unsinnigen Raucherregelung) Contenance bewahrt. Logisch, dass Kanzler Kurz dem Regierungspartner niemals öffentlich die Ohren lang zieht. Das ist wie in einer Ehe: Sobald einer den anderen vor Publikum runtermacht, ist der Wurm drin in der Beziehung. Und es gibt kein schlechteres Marketing als Koalitionskrach.

Wobei Marketing natürlich auch für alle anderen Parteien kein Fremdwort ist – nicht immer ganz „unfallfrei“, Stichwort Pizzabote Kern. Grüne ketteten sich früher gern öffentlichkeitswirksam an Bäume, Matthias Strolz hob die „Flügel“ für seine Bildungsanliegen.

Weil jedermann/frau weiß, dass man komplexe Inhalte vor allem mit Bildern transportieren muss.martina. salomon

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