Die neue Elternkarenz, ein Schmarrn

Father reading fun book to son in bed
Österreichs Jungfamilien sind zwei Monate mehr oder weniger Karenz egal, der Anreiz ist lächerlich.
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Wie viele weiße Raben sehen Sie an einem durchschnittlichen Arbeitstag?  Nicht ganz so selten, aber nach wie vor eine Rarität sind hierzulande Männer, die in Karenz gehen.

Nur zwei von hundert Vätern unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit für längere Zeit, also für drei bis sechs Monate; gerade einmal einer von einhundert (!) bleibt länger als ein halbes Jahr in Karenz.

„Das muss sich ändern“, sagt – völlig zu Recht  – die Regierung und plant eine neue Elternkarenz. Am Mittwoch ging die Begutachtungsfrist für das Gesetz zu Ende.

Für gewöhnlich sind politische Prognosen eine ausnehmend heikle Angelegenheit. Doch  im vorliegenden Fall lässt sich klar sagen, was das neue Modell an der Situation der heimischen Jungfamilien ändern wird, nämlich: gar nichts!

Ein überspitztes, ja überhartes Urteil? Mitnichten. Die wesentliche Veränderung der neuen Karenz soll darin bestehen, dass es zu einem „22 plus 2“-Modell kommt. Soll heißen: Nur wenn beide Partner zumindest zwei Monate in Karenz gehen, bekommt die Familie die vollen  24 Monate Anspruch.

Die bittere Wahrheit ist: Österreichs Jungfamilien sind zwei Monate mehr oder weniger egal, der Anreiz ist lächerlich. Und das sagen nicht Erfahrung oder Bauchgefühl des Autors, sondern alle ernst zu nehmenden Interessenvertreter des gesellschaftspolitischen Spektrums, von wirtschaftsliberalen Thinktanks bis hin zur Arbeiterkammer.

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