Gewesslers Kritik an Nehammer ist eine grobe Verharmlosung der radikalen Klimabewegung

Gewesslers Kritik an Nehammer ist eine grobe Verharmlosung  der radikalen Klimabewegung
Nein, das Video von Nehammer war bei Gott keine kommunikationstechnische Glanzleistung. Aber inhaltlich hat er natürlich völlig recht.
Rudolf Mitlöhner

Rudolf Mitlöhner

„Die Zeit ist aus den Fugen“ lautet das bereits viel zitierte Motto der diesjährigen Salzburger Festspiele. Wer möchte dem nicht zustimmen? Völlig zurecht wies indes Vizekanzler Werner Kogler in seiner Eröffnungsrede darauf hin, dass die Zeit „immer schon aus den Fugen“ war. Aus dieser Einsicht, aus einer solchen gesamthaften, historischen Perspektive könnte sich eine Grundhaltung der Gelassenheit ergeben, welche jedweder Fortschrittseuphorik ebenso skeptisch gegenübersteht wie verschiedensten Formen von apokalyptischen Anwandlungen. Eine solche Haltung ist im Übrigen auch der beste Schutz vor totalitären Versuchungen aller Art, welche im Kern ja immer darin bestehen, ultimativ „Heil“ zu versprechen oder drohendes „Unheil“ abzuwehren.

Was Klimaministerin Leonore Gewessler durch den Kopf gegangen ist, als sie Koglers Ausführungen im Großen Festspielhaus lauschte, wissen wir nicht. Aber ziemlich sicher hat weder sie noch Kogler an die den Grünen nicht ganz fernstehende radikale Klimabewegung gedacht. Dabei kann kein Zweifel daran bestehen, dass diese – worauf etwa schon die Selbstbezeichnung „Letzte Generation“ hinweist – apokalyptisch grundierte totalitäre Züge trägt.

Gewessler hingegen hat nun scharfe Kritik an Bundeskanzler Karl Nehammer geübt, weil dieser in einem Social-Media-Video Klimakleber mit Identitären, islamistischen Hasspredigern und „sonstigen Extremisten“ in einem Atemzug genannt hat. Das sei ein „No-Go“.

Nein, das Video von Nehammer war bei Gott keine kommunikationstechnische Glanzleistung – insbesondere was die Tonalität, die (buchstäblich) hemdsärmelige, anbiedernde Vertraulichkeit (Du-Wort) betrifft. Aber inhaltlich hatte er natürlich völlig recht, hier auch die Klimakleber unter die Extremisten zu reihen, welche ihre „Meinung über die der anderen“ stellen und „sich über die Regeln und Gesetze“ hinwegsetzen. Die Klimaministerin hingegen sieht in den Klimaaktivisten – im Unterschied zu Terroristen, Hasspredigern und Rechtsextremisten – bloß Leute, „die sich für ein gutes Leben für alle einsetzen, für eine gute Zukunft – und die einen Stau produzieren“.

Geht es eigentlich noch verharmlosender? Ist Gewessler noch nicht aufgefallen, dass es „Letzter Generation“ und Gleichgesinnten keineswegs nur um das Klima geht. Wer auch nur ein bisschen das Umfeld ausleuchtet und in das Milieu hineinhört – was auf der Rechten ja ständig eingefordert wird und geschieht –, erkennt unschwer, dass hier nicht weniger als ein genereller Systemwandel auf der Agenda steht. Wenn es aber „um alles“ geht, ist (und war schon immer) alles erlaubt. Ist das die grüne „Normalität“? Diese Regierung jedenfalls ist längst aus den Fugen.

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