Die Anti-Kickl-Strategie

KÄRNTEN-WAHL: WAHLKAMPFAUFTAKT FPÖ KÄRNTEN - KICKL
Es ist eine Frage, die den Wahlkampf von ÖVP und SPÖ bestimmen wird: Wer schafft es mit Herbert Kickl in den Ring?
Martin Gebhart

Martin Gebhart

„Kickl hat gezeigt, dass er nicht zu Unrecht auf Platz eins liegt.“ Und: „Ich sehe da kaum Chancen für Nehammer und Babler, ihn in einem Wahlkampf zu besiegen.“ Diese Worte stammen nicht vom Kommunikationschef der FPÖ, sondern Rudi Fußi, Berater im roten Lager, hat sie nach dem ORF-Sommergespräch auf X (Twitter) niedergeschrieben.

Man weiß nicht, wie schwer ihm diese Zeilen gefallen sind. Aber es zeigt, dass selbst Herbert Kickls Gegner bereits zur Kenntnis nehmen müssen, dass bei der Nationalratswahl 2024 kein Weg am FPÖ-Chef vorbeiführen wird. Der erste Platz der Blauen in den Umfragen scheint einzementiert. Kickl selbst hat beim Sommergespräch mit Susanne Schnabl sich nicht nur gewohnt angriffig gezeigt, sondern teilweise auch sehr ruhig, besonnen – fast staatsmännisch – argumentiert. Selbst sein gefährliches Spiel mit dem rechtsextremen Rand stellte er so verharmlosend dar, als wäre das im demokratischen Spektrum eine natürliche Angelegenheit. Von der SPÖ hat er sich das Thema Mindestlohn geholt, von der ÖVP deren Parteigründer Leopold Figl, indem er ihn als Vorbild für seine Berufung zum „Volkskanzler“ nannte.

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Angesichts dieser Entwicklung tüfteln in den Parteizentralen von ÖVP und SPÖ die Strategen, wie ein möglicher Wahlsieg des blauen Parteichefs verhindert werden kann. Das Team von Karl Nehammer hat bereits vor wenigen Wochen die Taktik geändert, indem man nun Herbert Kickl direkt attackiert. Zuerst rückten fast alle ÖVP-Regierungsmitglieder mit der Ansage aus, dass sie keiner Regierung mit Herbert Kickl angehören wollen. Dann legte Karl Nehammer selbst noch nach, indem er eine politische Partnerschaft mit Kickl ausschloss. Mehr noch, dieser sei ein „Sicherheitsrisiko“. Seither wird jede auch noch so kleine Bewegung der FPÖ sofort vom ÖVP-Generalsekretariat aggressiv kommentiert.

Die SPÖ hinkt nach. Parteichef Andreas Babler hat zwar eine Koalition mit der Kickl-Partei ausgeschlossen, thematisch hat man aber die Konfrontation noch kaum gesucht. Da waren bisher die Parteiaugen mehr auf die ÖVP gerichtet. Das soll sich im Herbst ändern, hört man aus der Löwelstraße.

Das Ziel: Man will im Wahlkampf den eigenen Spitzenkandidaten in ein direktes Duell mit Kickl bringen. So bestünde die Chance, auch jene Wählergruppen zu gewinnen, von denen man normalerweise nicht gewählt wird, die aber diesmal ihr Stimmverhalten ändern könnten, um so Kickl als Kanzler zu verhindern. Als Vorbild dafür dient das Match um Wien aus dem Jahr 2015 zwischen Michael Häupl (SPÖ) und Heinz-Christian Strache (FPÖ). Wobei eines entscheidend ist: Weder die ÖVP noch die SPÖ darf in den Umfragen auf den dritten Platz abrutschen.

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