Dennoch wird am 16. Februar in der Wiener Staatsoper wieder glanzvoll gefeiert werden. Der Frage, ob sich das angesichts multipler Krisen ziemt, hat man sich offenkundig im Vorfeld gestellt, daher gibt es einen Solidaritätszuschlag, wie Staatsoperndirektor Bogdan Roščić verkündete: Die Tickets für den Staatsball kosten 350 Euro statt 315. Die Differenz kommt Menschen in Not zugute. Auch
die Gastronomie wird zehn Prozent aufschlagen, um Spenden für den guten Zweck zu generieren.
Reicht das? Politikerinnen und Politiker aller Couleurs dürfen sich bis zum Opernball jedenfalls auf die Frage freuen, wie sie es denn mit der Veranstaltung halten: Hingehen? Spenden? Gäste aus dem Ausland mitbringen, wie dies der Bundeskanzler beim Neujahrskonzert machte?
5.000 Gäste, manche mit vielen Tausend Euro am Leib, teils mit gutem, zu oft mit unterdurchschnittlichem Geschmack, werden an dem Abend live im ORF die Feststiege hinaufsteigen, um sich drinnen um die Wette zu drängen.
Sie werden sich vielleicht wundern, warum die Stimmung draußen so schlecht ist. Die teuerungsgetriebene Neiddebatte ist nämlich schon längst im Gange: gegen Zuwanderer, gegen Energiekonzerne, gegen alle mit Geld und ohne Sorgen. Es wäre auch naiv zu glauben, dass ein Live-Event, zu dem sich Menschen mit großen Limousinen kutschieren lassen, nicht außerdem die Klimabewegung auf den Plan riefe. Robust ist, wer trotzdem ausgelassen zu feiern vermag.
Für die Staats- und Regierungsspitze sollte jedenfalls klar sein, was zu tun ist: Der Bundespräsident hat den Ehrenschutz, die Regierung gibt das Ehrenpräsidium. Reine Symbolik, aber nicht nur: Ein Staatsball sollte staatstragend besetzt sein, denn eine funktionierende Gesellschaft braucht funktionierende Anlässe. Man soll sich an ihnen reiben, aber sich ihnen auch stellen. Verschämtheit hat hier keinen Platz.
Die Staatsoper, ein öffentlicher Zuschussbetrieb mit Exzellenzanspruch, macht an diesem Abend mehr Geld
als an allen anderen (nimmt man Tourneen aus). Und auch, wenn das Event von Adabeis dominiert wird, auch wenn hier Eitelkeit und Prunk zur Schau gestellt werden: Ein Ball ist ein Ball. Wien ist Wien. Und eigentlich ist das gut so.
Es wäre ein Zeichen der Selbstaufgabe, wenn wir uns Feste nicht mehr gönnen.
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