Der heiße Herbst blieb ein laues Lüfterl

Entgegen der Drohungen fanden die Metaller-Lohngespräche zu einem unspektakulären positiven Ende.
Robert Kleedorfer

Robert Kleedorfer

Als die Regierung im Sommer den Zwölf-Stunden-Tag beschloss, kündigte die Gewerkschaft einen heißen Herbst an. Bei den Lohnverhandlungen wollte sie sich revanchieren und zum Ausgleich für die Belastung der Arbeitnehmer hohe Forderungen stellen. Doch nach sieben Runden und überschaubaren Konflikten in Form von Warnstreiks glückte eine Einigung. „Der Einsatz der Gewerkschaft wurde belohnt“, kommentierte die neue SPÖ-Chefin Rendi-Wagner die Ergebnisse. Tatsächlich hat die Gewerkschaft einiges herausgeholt, wie üppige Überstundenzuschläge für die elfte und zwölfte Stunde und einen deutlich über der Inflationsrate liegenden Lohnabschluss.

Doch bei weiteren Kernforderungen wie dem Recht auf eine Vier-Tage-Woche oder eine sechste Urlaubswoche bissen die Gewerkschafter auf Granit. Das wird auch Auswirkungen auf die laufenden Kollektiv-Vertragsverhandlungen im Handel haben. Dort ist es wegen der häufigeren Wechsel des Arbeitgebers ungleich schwieriger, 25 Jahre durchgehend im selben Unternehmen zu arbeiten, um eine sechste Urlaubswoche zu erreichen. Vor allem Frauen sind davon massiv betroffen.

Eigenes Hemd näher

Die Bereitschaft der Metaller, für Frauenthemen in großem Rahmen auf die Straße zu gehen, war enden wollend. Ihr eigenes Hemd war ihnen da wohl näher als der Rock der anderen. Auch das Verständnis in der Bevölkerung für überzogene Forderungen und lahmgelegte Dienstleistungen war überschaubar.

Die SPÖ verliert vor ihrem Parteitag mit dem Ende des heißen Herbstes ein Top-Thema. Dass Rendi-Wagner nun die Chancen der Frauen verstärkt zum Thema macht, ist nachvollziehbar. Dass die männerdominierte Gewerkschaft voll mitzieht, ist aber für die relative Newcomerin in der Partei keine ausgemachte Sache.

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