Da fragen sich nicht nur Klimaschützer: Ja geht’s noch? Europa befindet sich in einer Energiekrise, der Ausstieg aus Putingas bereitet vielen Volkswirtschaften enorme Probleme. Und wir haben eine Klimakrise. Dennoch soll das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland erst 2038 vom Netz gehen, auch wenn es den offiziellen Wunsch gibt, das Ende der Kohleverstromung auf 2030 vorzuziehen.
Das Argument ist: Die Reihenfolge von Atom- und Kohleausstieg gehört andersrum. Atomkraftwerke jetzt abzuschalten, ist starrsinnig. Und das vor allem von den Grünen, Energieminister ist Robert Habeck. Angesichts der Energiekrise hatten sich die Grünen gerade einmal überreden lassen, das Akw-Aus erst jetzt und nicht wie im Koalitionsvertrag vereinbart schon Ende 2022 durchzuziehen.
Inzwischen sind die Liberalen in der Koalition für eine AKW-Verlängerung, auch wenn FDP-Chef Lindner zum Koalitionsstart noch versicherte, er könne als „Marktwirtschaftler“ keiner Energie zustimmen, deren Risiken nicht versicherbar seien. Natürlich wettert auch die CDU/CSU gegen das AKW-Aus, sie vergessen dabei aber offenbar, dass es die damalige schwarz-gelbe Regierung unter Merkel war, die 2011 Deutschlands Atomausstieg wegen der Kernschmelze von drei Reaktorblöcken in Fukushima einläutete. „Das Restrisiko der Kernenergie habe ich vor Fukushima akzeptiert“, hatte Merkel damals erklärt. Sie sei überzeugt gewesen, dass ein solcher Unfall im Hochtechnologieland Japan nicht eintreten werde. Wie sich zeigte, war diese Annahme falsch.
Die Wahrheit ist aber auch: Kernenergie erlebt nach einem Rückgang seit 2020 eine Renaissance, vor allem in China, Russland und Indien. Auch Europäer (Schweden, Polen, Finnland) wollen ausbauen. Weltweit sank der Atomstromanteil seit 2000 von etwa 17 auf nur noch zehn Prozent. Deutschland will seinen Atomstrom (2022 waren es noch 6,4 Prozent) durch Fracking-, Flüssiggaskraft und Kohlestrom ersetzen – und irgendwann durch mehr Erneuerbare. Der Ausbau geht, wie überall, nur schleppend, ebenso der nicht weniger dringliche Netzausbau.
Fukushima und Tschernobyl bleiben die wichtigsten Mahnmale gegen Atomkraft. Das Aus für Atomkraft ist Teil der grünen DNA, daher ist verständlich, dass Habeck daran festhält. Doch an diesem „Sieg“ wird Land und Klima noch lange leiden.
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