Von buttrigem Hefegebäck: Willkommen auf dem Striezelmarkt in Dresden
Ein Männchen aus schrumpeligen Dörrzwetschken, ein vier Meter langer Riesenstollen und Schwibbögen (das sind Lichterbögen zur Dekoration) in allen Farben und Formen: Wenn es um Weihnachten geht, geben die Dresdner alles. Kein Wunder, immerhin ist in der sächsischen Landeshauptstadt der älteste Weihnachtsmarkt Deutschlands zu Hause. Benannt nach dem berühmten, in Rosinen und Butter ertränkten Hefegebäck, findet der Striezelmarkt seit 1434 in der Adventzeit auf dem Dresdner Altmarkt statt.
Der Striezel, hier Stollen genannt, ist Namensgeber und eine der Hauptattraktionen des Marktes. Schon im August fangen die hiesigen Bäckereien an, den Teig für das Gebäck zu kneten, kiloweise Rosinen in überdimensionale Rührschüsseln zu kippen und das Ganze mit Bittermandeln, Orangeat und Zitronat zu veredeln. Zum Schluss wird ordentlich gebuttert und gezuckert, damit sich das an einen Brotlaib erinnernde Hefegebäck hält – und zwar mehrere Monate. Und dem wird auch zum alljährlichen Stollenfest auf dem Dresdner Striezelmarkt gehuldigt.
Dafür wird seit achtundzwanzig Jahren ein Stollenmädchen gekürt. In diesem Jahr wird der 17-jährigen Salome Selnack aus Kamenz, eine Autostunde nordöstlich von Dresden, die Ehre und der volle Terminkalender zur Weihnachtszeit zuteil. Der Höhepunkt ist das Stollenfest, bei dem der Riesenstollen präsentiert wird. Das letzte Exemplar brachte fast vier Tonnen auf die Waage.
Das war 2019. Dann zwang die Pandemie den Striezelmarkt in die Knie. 2021 ließ die Stadt die Händler bis kurz vor der Eröffnung in dem Glauben, dass der Markt wieder stattfinden kann. Alles war aufgebaut, geschmückt und eingeräumt und dann, nur wenige Tage vor der Eröffnung, folgte die Absage.
Kein Wunder also, dass der Striezelmarkt damit zu kämpfen hat, genügend Händler auf den Dresdner Altmarkt zu bringen. Während sonst um einen der begehrten 233 Hüttenplätze gerungen wurde, rechnen die Veranstalter nun mit rund 213 Ständen. Mal liegt es am Personalmangel, mal an fehlender Ware und vielleicht auch an den Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr. Wer will schon seine aufwendig gestaltete Hütte umsonst aufbauen.
Stufenpyramide
Das ist nicht die einzige Herausforderung. Aktuell ist der Altmarkt, seit jeher Heimat des Striezelmarktes, eine Großbaustelle. Ein unterirdisches Leitungssystem soll für weniger Stolperfallen auf dem Striezelmarkt sorgen und glatteres Pflaster für mehr Barrierefreiheit. Doch fertig wird das alles dieses Jahr nicht mehr. Also wurde die Baustelle mit einer Asphaltdecke überzogen und schon Ende Oktober startete der Aufbau des Weihnachtsmarktes.
Steht die Tanne, starten die Händler mit dem Aufbau ihrer Buden. Diese werden gefüllt mit allerhand kulinarischen Köstlichkeiten, bei denen Klassiker wie Schokofrüchte und gebrannte Mandeln nicht fehlen, aber auch mit dem traditionellen Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge, für das der Striezelmarkt ebenfalls berühmt ist.
Um den Superlativen treu zu bleiben, wird nicht nur ein Riesenstollen gebacken, sondern auch alljährlich eine Pyramide aufgestellt, die 1997 zur weltweit größten erzgebirgischen Stufenpyramide gekürt wurde. Dazu gesellt sich ein überdimensionaler Schwibbogen, der als Fotomotiv für Besucher aus aller Welt am nördlichen Eingang aufgestellt wird. In handlicherem Format lässt sich dieser auf dem Markt erwerben. In Sachsen gehört der meist hölzerne und rund gebogene Lichterbogen zur Weihnachtszeit in (fast) jedes Fenster.
Die Stadt Dresden begibt sich also schon bald in ihre Weihnachtsblase, am 23. November eröffnet der Striezelmarkt und lockte Touristen aus aller Welt in die Stadt an der Elbe. Und das ist auch bitter nötig, denn vier Tonnen Stollen können die Dresdner nun wirklich nicht allein essen.
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