So fein schmeckt Graz: Mit Testesserin durch die steirische Hauptstadt
Text: Claudius Rajchl
Manuela Pucher ist Testesserin. Sie kostet sich mit Vorliebe durch regionale und internationale Kochtöpfe und schreibt über ihre Erfahrungen auf ihem Blog testesser.at. Glück für sie: Sie lebt in der richtigen Stadt, denn Graz darf sich seit 2008 „Genusshauptstadt Österreichs“ nennen, und so findet Manuela in ihrer Heimat jede Menge Gaumenfreuden vor. Glück auch für Sie, liebe Leserinnen und Leser. Denn wir haben der Genuss-Expertin ein siebengängiges Menü entlockt, das Gourmets und City-Entdecker gleichermaßen erfreut:
1. Gang: Genießerei am Kaiser Josef Markt als Vorspeise
Wie sich’s für ein 7-Gänge-Menü gehört, beginnen wir mit der Vorspeise: Was gibt es Schöneres, als vormittags durch einen Markt zu schlendern, sich durch die eine oder andere Köstlichkeit durchzukosten und dem geschäftigen Treiben der Einheimischen zuzusehen?! Für jeden Hobbyfotografen, aber auch Genussmenschen ein Muss! Der Kaiser Josef Markt am linken Murufer ist einer der schönsten Bauernmärkte in Graz – ein Frischeparadies für jeden Gaumen.
Testesserin Manuela verrät dazu den passenden Lokaltipp: „Die Genießerei am Markt findet zwischen Marktstandl’n, Verkaufsständen und Blumenläden am Kaiser Josef Markt in den ehemaligen Räumlichkeiten des Gösser Standl’s ihre kulinarische Heimat. Alles, was der Markt hergibt, wird frisch verkocht. Frisch und regional lautet die Devise. Es gibt jeden Tag ein Gericht mit Fisch, Fleisch und eine vegetarische Speise, dazu noch wechselnde Suppen, überbackene Brote und einen Genuss-Teller mit Köstlichkeiten aus der Vitrine.“
Marktbrote oder Forellenfilet mit Bulgur, Hollandaise, violettem Karfiol und einem Hauch von Zitrone und Thymian.
https://www.graztourismus.at/de/sehen-und-erleben/sightseeing/sehenswuerdigkeiten/kaiser-josef-markt_sh-1245
2. Gang: Italienischer Palazzo mit Fischsuppe
Graz gilt als mediterranste Hauptstadt Österreichs, und das verdankt sie den großzügigen Flaniermeilen in der Altstadt – und einem echten italienischen Palazzo: Das Landhaus mit seinen prächtigen Arkaden mutet wie ein italienischer Palazzo an, und trägt die Handschrift des italienischen Baumeisters Domenico dell‘ Allio. Auf Deutsch hieß der gute Mann Dominik Knoblauch, wobei wir wieder beim Essen wären.
Zu Knoblauch passt Fisch, also rein ins El Pescador in der Landhausgasse! Testesserin Manuela: „Jahrzehntelang regierte hier Fleisch die Räumlichkeiten der Fleischerei Fuchs. Bei Franzi Fuchs im Imbiss traf man sich zu Mittag oder nach der Arbeit auf ein Leberkäse-Semmerl, das ist jetzt vorbei! Im gemütlichen, kleinen Lokal werden Fischspezialitäten vom Feinsten serviert. Zum ,Catch of the day‘ gesellen sich beispielsweise Sushi, Sashimi, Kaviar und Fischsuppe.“
Unbedingt Fischsuppe probieren! Laut Manuela „die beste Fischsuppe von hier bis Texas!“
3. Gang: Sushi mit Botanik
Jugendstilvillen, schiefe Glashäuser, Orchideen, Mangroven, Eukalyptus und mittendrin – ein Gürteltier! So viel Exotik, ganz ohne Fernreise! Der botanische Garten in Graz sollten jene besuchen, die in der Nähe gern das Weite suchen. Die modernen Gewächshäuser und das alte Palmenhaus bieten Kurztrips in alle vier Klimazonen der Erde.
Zu so viel Exotik passt auch exotisches Essen, meint Testesserin Manuela: „Im Univiertel nahe des botanischen Gartens hat 2019 die Sakana – Sushi Ramen Bar eröffnet. An die ehemalige Studenten-Bude erinnert hier nichts mehr. Nach einer Kern-Sanierung erstrahlt das Restaurant in neuem Glanz. Stylish-gemütliche Einrichtung mit massiven Holztischen, bequeme Polstersessel und eine kleine Lounge verführen mehr zum Sake als zum Bier.“
4. Gang: Tafelspitz im schönsten Gastgarten von Graz
Der Rosengarten im Innenhof des Parkhotels ist allein schon einen Abstecher zum Parkhotel wert. „Für mich definitiv einer der romantischsten Orte in Graz“, schwärmt die Testesserin. Das Parkhotel liegt im zentral in unmittelbarer Nähe zum Stadtpark, der größten Grünlandschaft mitten in Graz. Den stillsten Teil des Stadtparks müssen Sie sich verdienen: Durch eine Treppe gelangen Sie in den etwas entlegeneren Burggarten. Ein Park im Park sozusagen, den viele Touristen gar nicht kennen. Ein romantischer Ort zum Verweilen – mit biedermeierlicher Orangerie als Kulisse.
Sie haben also die Wahl, ob Sie zuerst spazieren gehen und sich dann im feinen Restaurant des Parkhotel, dem Restaurant Florian, verwöhnen lassen, oder zuerst speisen und dann die Kalorien beim Verdauungsspaziergang abbauen.
Testesserin Manuela Pucher: „Fein, dass man an einem solchen schönen Plätzchen auch ein gehobenes Dinner genießen kann. Das traditionelle Haus samt Restaurant und Hotel sowie auch das Servicepersonal sind von der alten Schule. Altehrwürdige Einrichtung, klassischer Kräuter- & Rosengarten, zurückhaltender, aber aufmerksamer Service und traditionelle Speisen – sanft modern interpretiert.“
Zum romantischen Rahmen passt perfekt der Klassiker Tafelspitz, den das Florian ebenso traditionell wie geschmackvoll inszeniert.
5. Gang: Der beste Wurstsalat und ein Schneemann, der niemals schmilzt
Wer bei seinem Graz-spaziergang ein bisschen Mut zeigt, bekommt so manches außergewöhnliche Erlebnis serviert. Schauen Sie frech in die Innenhöfe, lautet die Devise. Da finden sich allerlei Kunstobjekte und schräge Installationen, wie zum Beispiel im Innenhof des Priesterseminars den Schneemann, der niemals schmilzt. Sehenswert ist auch der Paradeishof, wo die Testesserin ein kleines, feines Delikatessengeschäft entdeckt hat: „Delikatessen Nussbaumer gibt es bereits seit 115 Jahren. Ein nostalgischer Laden, an dem sich nichts verändert hat. Alles erinnert an vergangene Zeiten. Die Produktvielfalt ist beinahe unglaublich. Bis zu 140 Sorten Käse, ausgefallene Spezialitäten wie marokkanische Salzzitronen, Confit de vin Rouge, Trüffel und Bio Beinschinken vom Mangalitza Schwein finden sich hier im Sortiment.“
Hier sollten Sie unbedingt den besten Wurstsalat von Graz probieren!
6. Gang: Topfenknödel am Hauptplatz
Manche sagen, eine Stadt ist nur so lebendig wie ihr Hauptplatz. Und auf Graz trifft das voll und ganz zu: Die Prachtbauten, gekrönt vom Grazer Rathaus, sind die imposante Kulisse für buntes städtisches Treiben. Hier kommen Stadtbewohner und Besucher zusammen, hier ist immer etwas los. Und hier gibt es auch zahlreiche Kulinarik-Stände. Einen davon legt uns die Testesserin besonders ans Herz: „Im ULLI & PAUL gibt es hauptsächlich Frankfurter, aber auch geniale süße Ausnahmen.
Die Topfenknöderln in Butterbröseln sind eine Versuchung, der Sie erliegen sollten!
7. Gang: Erdbeersüppchen mit Aussicht auf dem Schlossberg
Unser kulinarischer Graz-Spaziergang ist schon fast vorbei, aber schon für den Kalorienabbau lohnt es sich, zum berühmten Wahrzeichen der Stadt, dem Uhrturm auf dem Schlossberg, zu spazieren. Individualisten genießen hier ein Picknick mit Aussicht. Doch die Testesserin führt uns ins Aiola Upstairs, das für Bequeme auch via Schlossberglift zu erreichen ist: „Das Restaurant wurde kürzlich generalsaniert, präsentiert sich jetzt als modernes Glashaus in neuem Stil, mit versenkbaren Wänden.“
“Gin Tonic” in Textur und Joghurt Crème Brûlée mit Erdbeersüppchen sind der ideale Gaumenkitzel zum Abschluss des Graz-Trips.
Reisejournalist Claudius Rajchl präsentiert die entspanntesten Seiten von Graz auf seiner Plattform www.wirreisenwieder.at
Blog Testesser von Manuela Pucher: www.testesser.at
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