Verhaltensökonomie: Damit wir tun, was wir als richtig erachten

Verhaltensökonomie: Damit wir tun, was wir als richtig erachten
Der Mensch lässt sich eher von seinem Gefühl als von seinem Verstand leiten. Das sollte auch die Politik berücksichtigen.

So süß der kleiner Eisbär. Schade, wenn das Eis unter ihm schmilzt und er ins Wasser plumpst. Genau das passiert aber, wenn das Warmwasser zu lange aufgedreht wird. Zu sehen ist der Bär auf einem Messgerät, das entwickelt wurde, um Menschen zum Energiesparen anzuregen.

Das Beispiel zeigt: Oft genügt ein kleiner Anstoß, damit wir das, was wir für richtig erachten, auch tun. Dass Energiesparen sinnvoll ist, sehen mittlerweile zwei Drittel der Österreicher so, doch in der Praxis lebt nur jeder Dritte ressourcenschonend. Der Mensch ist eben bequem.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen in vielen Bereichen auseinander, wie Sophie Karmasin in einer aktuellen Untersuchung feststellt. Auch bei den Themen Ernährung, Bewegung, Weiterbildung oder Erwerbstätigkeit von Frauen gibt es große Unterschiede zwischen dem, was die Österreicher für gut empfinden, und was sie tun.

 

Verhaltensökonomie: Damit wir tun, was wir als richtig erachten

Dabei gibt es Strategien, wie man die Menschen aus ihrer Bequemlichkeit locken kann. Genau damit beschäftigen sich Verhaltensökonomen wie Axel Sonntag: „Es gibt natürlich nicht die einzelne Strategie, die dafür sorgt, dass wir alle Verhaltenshemmnisse überwinden“, weiß er. „Wenn man ein bestimmtes Ziel erreichen will, muss man zuerst herauskristallisieren, was die Menschen daran hindert. Wir wollen sie nicht zwingen etwas zu tun, sondern sie motivieren.“

Und dafür ist psychologisches Geschick nötig. Genau das fehle oft in Firmen und in der Politik, wie Karmasin weiß: „Viele Führungskräfte und Politiker gehen davon aus, dass sich der Mensch rational verhält. Sie versuchen die Menschen über Budgets oder Gesetze zu lenken. Dabei handeln wir eher emotional.“ Das werde zu wenig mitbedacht, wenn man z.B. Männer dazu bringen will, den Papamonat auch anzunehmen.

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Ehrliche Steuerzahler

In Großbritannien setzt man schon länger auf die Verhaltensökonomie und hat es mit ihrer Hilfe z. B. geschafft, die Steuerehrlichkeit der Briten um 30 Prozent zu steigern. Der Trick: Die Erklärung, dass man diese korrekt ausfüllt, unterschreibt man jetzt am Anfang und nicht erst am Ende des Formulars.

Weiteres Beispiel ist die Ernährung. Während bei uns eine Pyramide zeigt, wovon wir viel essen sollen, ist es anderswo ein Teller – so kann man sich gesundes Essen besser vorstellen. Wobei es in Österreich nicht nur am guten Vorsatz, sondern auch am Wissen fehlt: Nur jeder Zweite will weniger fett und süß essen (Grafik).

In der Verhaltensökonomie gehe es aber nicht nur darum, „wie man Menschen motiviert, den inneren Schweinehund zu besiegen“, sagt Sonntag. „Wir untersuchen auch, ob Entscheidungen, Gesetze oder finanzielle Anreize tatsächlich den Effekt haben, den sie haben sollten.“

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