Trifft Faymanns Social-Media-Breitseite?

Trifft Faymanns Social-Media-Breitseite?
Kanzler-Offensive auf Twitter, Facebook, Youtube und Smartphones wird mit Spannung erwartet - und vorerst mit Hohn quittiert.

Am Nationalfeiertag will Bundeskanzler Werner Faymann eine große Social-Media-Offensive starten. Zeitgleich sollen eine neue Webseite, eine Facebook-Seite, ein Youtube-Kanal, ein Twitter-Profil und Apps für iOS und Android zugänglich werden. Bereits im Vorfeld wurde bekannt, dass Faymann nicht selbst für Tweets und Co. sorgen wird, sondern ein siebenköpfiges Team unter der Leitung der Social-Media-Beauftragten im Bundeskanzleramt, Angelika Feigl, das Twittern und Posten übernehmen wird. Wenn dies sinnvoll erscheint, werde Faymann selbst später ins Geschehen eingreifen.

Twitter werde in Österreich hauptsächlich von Journalisten und Bloggern genutzt, meinte die frühere Kanzlersprecherin Feigl. Diesen Kanal werde man deshalb vor allem als "Hinweismedium", zum "Anteasern" verwenden. Die breite Masse hingegen finde sich auf Facebook ein und deshalb lege man das Hauptaugenmerk auf Facebook. Dort werden sowohl das Team als auch der Kanzler selbst aktiv sein. Kommen die Statements von Faymann selbst, erscheinen sie in "Ich-Form", anderenfalls in "Er-Form". Texte von den Mitarbeitern werden außerdem mit "TB", Team Bundeskanzler, gekennzeichnet sein, kündigte die Projektverantwortliche an.

Falscher Faymann legt auf Twitter vor

Auf Twitter sorgte die Ankündigung von Faymanns Einstieg bereits für einigen Aufruhr - vorerst meist in Form von Belustigung. Sobald bekannt geworden war, dass der Kanzler künftig tweeten lässt, tauchte ein gewisser "@drwernerfaymann" am Kurzblog-Portal auf (siehe Hintergrund-Artikel), dessen Profil allerdings bald wieder gelöscht wurde. Mit Parodien auf Faymann war damit aber nicht Schluss. Seit einigen Tagen twittert ein gewisser Werner Failmann (@WernerFailmann) und sorgt für intensive Diskussionen, an denen sich auch einige bekannte Journalisten beteiligen. Seine Botschaften sollen laut eigener Aussage (in der Profil-Beschreibung) zeigen, wie es sein könnte, wenn Faymann twittern wollte.

Wer sich hinter Werner Failmann versteckt, ist nicht bekannt. Einige Netzwerk-Teilnehmer vermuten Claus Pandi, Innenpolitik-Chef der Kronenzeitung, hinter dem Synonym. Das "Fail" im Nachnamen (Englisch für "Scheitern") ist wohl ein Hinweis darauf, dass der neo-web-affine Kanzler von manchen Personen nicht besonders ernst genommen wird. Werner Failmanns Botschaften jedenfalls erinnern stark an ein Faymann-Bild, wie es beispielsweise die Kabarett-Truppe Maschek entworfen hat: Das eines schrulligen, nicht sehr risikobereiten, nicht sehr selbstbestimmten Kanzlers. "Andere haben viel Arbeit mit Wahlprogrammen. Unseres steht jeden Tag in der Zeitung, das schreiben wir dann ab", lautet etwa eine Botschaft des "Fake"-Kanzlers.

Auf die Umsetzung kommt es an

Die Social-Media-Mitarbeiter des echten Werner Faymann werden ab 26. Oktober wohl alle Hände voll zu tun haben. Nicht nur, dass der Kanzler erst einmal gegen seine "Fake"-Vorgänger ankommen muss, die Umsetzung der neuen Kommunikations-Mittel wird genau beäugt werden. In einem Kommentar gegenüber der futurezone (Link unten) beschreibt Social-Media-Berater Marko Zlousic die verschiedenen Wege, die Faymann im Netz einschlagen kann. Wird Faymann über Facebook, Twitter und Apps mit Bürgern interagieren oder wird man sich auf geradlinige Stellungnahmen beschränken? Laut Zlousic ist alles möglich, der Überraschungseffekt auf Seiten des Kanzlers. Auf den Nationalfeiertag kann man gespannt sein.

Hier noch einige der witzigsten Failmann-Zitate:

Best of Failmann

"Seit Jahren versuche ich mit Inhalten zu punkten. Vergebens. Durch Inseraten- und Twitterfiasko bin ich Gesprächsthema. Endlich!"

"Ich bin sehr optimistisch in punkto Euro-Rettung. Realismus ist was für Akademiker."

"Sensationeller Erfolg! Die Transparenzdatenbank die wir vor Jahren beschlossen haben wurde heute beschlossen."

"Das schwierigste an einem Budget sind ja die vielen Zahlen. Aber ich sage: es ist gut für die Menschen und das ist wichtig."

"Guten Morgen liebe Menschen. Habe echt Sorgen. Brüssel macht mich fertig. Muss mitreden, obwohl ich nichts verstehe." ... "Aber ich übe schon für morgen: "Hälo! Wörna is in se haus. Ei wont tu saif se euro. hau du wi du dät? wis edvörts?"

"Der @sebastiankurz ist ein engagierter junger Mann. Die schwarze Laura. Mit Ohren." ("Laura" bezieht sich auf Laura Rudas, Anm.)

"Regierung Faymann. Während andere Länder nach Lösungen suchen, suchen wir nach @WernerFailmann ." (zum allgemeinen Herumrätseln, wer hinter Werner Failmann steckt)

"Wir wollen eine Einigung. Wir werden eine Einigung erzielen. In welcher Frage ist noch offen. Wir wollen das Beste."

"Wenn jemand traurig ist, dann freut uns das nicht. Wir wollen die Menschen lachen sehen. Aber nicht über uns, bitte."

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