Schulalltag: Schüler wollen mehr mitreden
Das Schuljahr hat begonnen. Trotz politisch angekündigter Neuerungen wie Ausbau der Neuen Mittelschulen, ändert sich am Schulbetrieb de facto kaum etwas. Der KURIER hat deshalb zwei Schülervertreter gefragt, wie die Schule der Zukunft aussehen sollte:
Eleonora Kleibel von der SP-nahen Aktion kritischer Schüler und Jim Lefebre von der VP-nahen Schülerunion.
KURIER: Was muss sich ändern, damit der Unterricht besser wird?
Jim Lefebre: Es wäre ganz wichtig, den Stoff so aufzubereiten, dass er auf das Leben nach der Schulzeit vorbereitet. Zudem sollen Soft Skills wie Sozialkompetenzen vermittelt werden.
Eleonora Kleibel: Über ein Drittel des Stoffs bestimmt der Lehrer, die Schüler haben kein Mitspracherecht. Ich wünsche mir eine Demokratisierung: Schüler sollten sich gemeinsam überlegen, mit welchen Themen sie sich beschäftigen oder mit welchen Methoden sie lernen.
Lefebre: Derzeit gibt es ein breites Spektrum an Stoff, bei der Matura wird nur ein Teil abgefragt. Deshalb muss der Lehrplan geändert werden.
Kleibel: Schüler sollen nicht nur Fakten lernen, sondern auch erfahren, woher sie verlässliches Wissen bekommen und wie sie sich das am besten aneignen.
Sollte der Fächerkanon bleiben? Oder wäre es besser, wenn nur ein Basisstoff Pflicht ist? Der Schüler könnte selbst Schwerpunkte setzen .
Lefebre: Da ergibt die modulare Oberstufe Sinn. Der Schüler kennt sich schon und weiß, wohin er möchte. Die modulare Unterstufe lehnen wir ab. Jedenfalls sollte das differenzierte Schulsystem bleiben.
Kleibel: Es wäre gut, wenn Schüler gewisse Unterrichtsfächer wählen könnten. Deshalb befürworte ich auch die modulare Oberstufe. Man sollte Schüler aber schon sehr viel früher - in der Unterstufe - dazu bringen, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Sollten die Schulen am Standort über Schwerpunkte entscheiden können?
Lefebre: Unbedingt. Man muss schauen, welche Schüler sich in der Schule befinden und dann entscheiden, was gebraucht wird. Es sollte für jeden das Beste herausgeholt werden, dazu braucht es Schulautonomie.
Kleibel: Eine Gefahr sehe ich darin, dass zwischen den Schulen ein Konkurrenzkampf entsteht. Autonomie ja, das Mitspracherecht der Schüler über den SGA (Schulgemeinschaftsausschuss) ist wichtig.
In den Ballungszentren haben wir Schulen mit vielen Migranten. Wie soll damit umgegangen werden?
Lefebre: Bei Migranten ist es wichtig, so früh wie möglich anzusetzen. Wenn eine Schule sagt, sie braucht mehr Mittel, sollte sie diese bekommen. Migranten müssen die Chance bekommen, ins Schulleben integriert zu werden.
Sind die Unterrichtsmethoden noch zeitgemäß?
Kleibel: Die übliche Vortragsweise bringt den wenigsten etwas. So versteht und behält niemand den Stoff. Andere Methoden wie offenes Lernen bringen sicher mehr.
Lefebre: Den Lehrern sollte, abgesehen von fachlichen Weiterbildungsangeboten, die Chance gegeben werden, den Beruf als Handwerk zu erlernen - also so Sachen wie den Beamer einzuschalten.
Haben Lehrer zu sehr nur ihr Fach im Auge?
Kleibel: Der Schulalltag sollte übergreifender werden. Ich glaube nicht, dass ein Schüler nach 50 Minuten Englisch abschalten und sich nach dem Pausenläuten sofort auf Biologie einstellen kann.
Wie müssen moderne Schulhäuser aussehen?
Lefebre: In diese Diskussion gehört neuer Schwung. Die Nachmittagsbetreuung wird ausgebaut, deshalb muss es mehr Freizeitangebote geben und die Schüler müssen sich wohlfühlen können.
Kleibel: Die Infrastruktur muss unbedingt verbessert werden. Die Umgebung hat einen großen Einfluss darauf, wie man lernt. Wenn man sich die üblichen Klassenzimmer ansieht, meistens quadratisch, Reihe hinter Reihe, ist klar, dass es schwer wird eine Gruppenarbeit zu machen. Der Fehler ist, dass wir uns hauptsächlich um das Äußere der Schule kümmern, anstatt etwas in den Klassenräumen zu verändern.
Wie steht Ihr zu Parteipolitik in den Schulen?
Kleibel: Ich glaube, dass es ein Problem ist, wenn bei der Direktorenbestellung nur nach Parteipolitik gehandelt wird. Es sollte dabei um Kompetenz gehen, nicht um Mitgliedschaft in einer Partei.
Lefebre: Der SGA sollte besonders bei der Direktorenwahl ein Mitspracherecht haben. In der Schule sollte geklärt werden, was in welcher Schule gebraucht wird, und welcher Direktor in die jeweilige Schule passt.
Vertretung: Wer spricht für Schüler?
Wahlen Schüler wählen Klassen-, Schul- (in höheren
Schulen), Landes- und Bundesvertreter. Am 25. September wird der neue Bundesschulsprecher gewählt.
Organisationen Die zwei großen politischen Organisationen sind Aktion kritischer Schüler und Schülerunion.
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